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Welche Rasse ist ­„Kampfhund“?

Geht es nach den meisten Medien, gibt es eine Rasse, die „Kampfhund" heißt. Gibt es die wirklich, fragt WUFF-Leserin Sabine Ruhrmann und hat in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit recherchiert.

Die Medien haben es uns gezeigt, es gibt sie, die Rasse „Kampfhund". Letzte Schlagzeile einer bekannten Tageszeitung „Kampfhunde zerfleischen Mädchen". Ich lese den Artikel und stolpere über die ständigen Wiederholungen der Begriffe „Kampfhund" und „Bestie". Eine andere Beschreibung kann ich für den Hund dort nicht finden.

Nun mache ich mich auf die Suche. Eine so gefährliche Rasse – wo bekommt man die? Auch nach größtem Bemühen habe ich keinen Züchter für die Rasse „Kampfhund" finden können. Ich überlege. In meiner täglichen Praxis als Hundeerziehungsberaterin ist mir auch nie eine Rasse dieses Namens aufgefallen. Ich habe es mit Labbis zu tun, mit Aussies, mit Dackeln, Mischlingen, Schäferhunden, Rottweilern, American Bulldogs, Tibet Terriern, Französischen Bulldogen, mit dem Mops, dem Chihuahua, dem Pitbull, dem Boston Terrier und wie sie alle heißen, aber die Rasse „Kampfhund" ist mir tatsächlich nie unter­gekommen. Sehr seltsam. Ist mir echt eine – glaubt man Medienberichten – so weit verbreitete Rasse entgangen?

Ich überdenke meine „beißenden Kunden". Vielleicht hat einer meiner Kunden mir ja eine falsche Rasse für seinen Hund genannt, um zu verheimlichen, dass er einen „Kampfhund" hat, denn die werden ja als sehr böse und verrufen klassifiziert. Da ist der Dackel, der schon gebissen hat, doch nein, der sah wirklich aus wie ein Dackel. Dann ist es vielleicht der Hund, der mir als Schäferhund ausgegeben wurde, und seinem Besitzer böse Verletzungen zugefügt hat, ­welche im Krankenhaus genäht ­werden mussten? Habe ich wirklich so ­geringe Rassekenntnisse? Vielleicht der Mops, den hatte ich schon immer im Verdacht, eine andere Rasse zu sein. Er will mir immer in die Nase ­beißen. Beim nächsten Termin werde ich die Besitzerin mal genauer fragen und ihr sagen, dass sie ruhig dazu stehen soll, wenn sie einen Hund der Rasse „Kampfhund" hat. Auch habe ich ja die kleine Leni im Verdacht, ein Kampfhund zu sein. Mir wurde zwar gesagt, sie sei ein Mischling, aber nein, wenn ich genau darüber nachdenke – es könnte sein, dass ich bei ­meiner Suche nach dieser Rasse endlich ­fündig geworden bin …

Würden wir uns im 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts befinden, ­hätte ich mit dem „Kampfhund" etwas anfangen können. Denn damals war es durchaus üblich Hunde für ­Kämpfe mit Tieren oder für den Krieg zu züchten. Meinen die Medien vielleicht solche „Kampfhunde"? Aber auch das kann eigentlich nicht sein, denn diese Hunde, die damals gezüchtet ­wurden, durften auf gar keinen Fall eine wie auch immer geartete Aggression gegen Menschen zeigen. Also ­werde ich auch in der Geschichte nicht ­fündig.

Nun, ich bin also noch immer nicht schlauer, aber ich verspreche Ihnen,
ich bleibe dran, und wenn ich die ­Rasse (scheinbar eine ganz neue) gefunden habe, melde ich mich ­wieder. Bis dahin kann ich nur Jedem raten, Medien mit Vorsicht zu ­genießen, denn ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass vielleicht sie die „Kampfhunde" sind?

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