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… und tschüss

Ein Hund muss weg, weil übersiedelt wird, die neue Wohnung zu schön, zu neu, der neue Vermieter nicht einverstanden, der Hund im Weg ist. Ab ins Tierheim. Das ist nichts Neues für Leid gewohnte Tierheimhelfer.

Menschen haben viele Gesichter. Im Tierheimalltag lernt man die dunkelsten kennen. Doch abfinden kann man sich nie ganz, und ein Schicksal wie das von Jenny macht zorniger als sonst. Zorniger, weil es da noch eine Grenze gibt zwischen Verantwortungslosigkeit und Kaltschnäuzigkeit. Ernestine K. aus dem Bezirk Gmünd kennt keine Gewissensbisse. Dass sie in eine neue Wohnung zieht und Jenny zurückbleibt, kostet sie kein Wimpernzucken. Dass Jenny der Verlust des Zuhauses schwer trifft und sie mit vierzehn Jahren vielleicht kein neues mehr findet, rührt sie nicht. Der Hund muss weg, das ist der einzige Nenner, auf den sie vierzehn gemeinsame Jahre bringt.

Warum soll ich ein schlechtes Gewissen haben?
Jenny ist nicht leinenführig. Frauchen war das bisher egal. Das ist jetzt ein Handicap bei der Vergabe. Auch das ist Ernestine K. egal. Einer Schuld, einer Verantwortung, einer moralischen Verpflichtung ist sie sich nicht bewusst. „Im Bezirk Gmünd hängen so viele Hunde an der Kette und keiner macht was. Warum soll ich ein schlechtes Gewissen haben", hat sie gesagt. So viel Kaltschnäuzigkeit macht wütend. Ernestine K. hat Jenny dann vor dem Tierheim abgesetzt. Selbst das nur unter Druck. Denn eigentlich war ihr die lange Fahrt nach Krems zu aufwändig. Keinen Futternapf, keine Decke, kein Spielzeug, nichts Vertrautes, Tröstendes hat sie der alten Gefährtin mitgegeben. Der Abschied fiel nicht schwer. Eigentlich war es gar keiner. Wer verabschiedet sich schon von einem alten Fetzen? Frau Ernestine K. hat sich bis heute kein einziges Mal nach der alten Hündin erkundigt.

Und Jenny? Jenny ist sehr tapfer gewesen. Sie ist ein ausdrucksstarker Hund mit viel Charakter. Sie hat sich im Tierschutzheim Krems brav eingewöhnt und dabei noch gelernt, an der Leine zu gehen. Das hat wohl sogar den lieben Gott gerührt. Denn Jenny hat ein neues Zuhause gefunden.

Hund, willst du ewig leben?
Balou hätte um ein Haar eine Katastrophe ausgelöst. Unmittelbar neben der Schnellstraße B3 von Krems nach Tulln konnten ihn beherzte Tierfreunde solange festhalten, bis die Tierrettung eintraf. Fast eine Woche verging, bis sich sein Besitzer meldete. Doch die Wiedersehensfreude war nur von kurzer Dauer. Sechs lange Tage harrte der schokoladenbraune Neufundländer schon im Notzwinger des Tierschutzheimes Krems, ehe sein Herrchen zum Telefonhörer griff. Er sei auf Urlaub gewesen, sagt er zuallererst, und auch der zweite Satz gilt nicht dem Hund sondern den Kosten. Viel könne er nicht zahlen, schickt er gleich voraus. Und gleich hinterher die Frage: „Was passiert, wenn ich den Hund gar nicht abhole?"

Fünf Jahre sind genug …
Um es abzukürzen, Herr Daniel W. wollte nicht nur nichts zahlen, sondern eigentlich den ganzen Balou nicht mehr. Er hätte ihn ja eh fünf Jahre lang gehabt, sein erstaunliches Resüme. Papiere und Impfpass würde er per Post schicken. Offenbar erschien ihm die Lebenserwartung des Neufundländers doch um einiges höher als seine Lust am „Hundeherrlseinwollen". Der also geschmähte Balou trägt`s mit Fassung, und man hat fast den Verdacht, als hätte er hinter unserem Rücken erleichtert aufgeatmet. Daher eine große Bitte: Neufundländerfans bitte melden!

>>> WUFF – INFORMATION

Schutzengel für Verlassene

Tierheimbetreuer haben es nicht leicht. Jeden Tag sich mit verantwortungslosen Tierbesitzern herumschlagen müssen, jeden Tag Schutzengel für verlassene Vierbeiner sein müssen, jeden Tag die Schattenseiten der Mensch-Tierbeziehung in neuen Varianten erleben, das zehrt an den Nerven. Diese WUFF-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Geschichten aus dem Tierheim" soll Verständnis schaffen für eine Institution, einen Beruf, der mehr unter dem Burnout-Syndrom leidet als andere. Doch auch von den schönen Seiten, den Lichtblicken, den berührenden Momenten im Tierheim-Alltag soll erzählt werden, solchen, die uns spüren lassen: Es ist nichts umsonst, was man gibt!
Tierschutzheim Krems Info: +43 (0)2732/ 84 720