Begonnen hatte alles mit einem anonymen Hinweis auf eine Zeitungsanzeige. Unter einer Handynummer bot jemand „handzahme Jungfüchse" zum Verkauf. Für uns Alarmstufe Rot, denn das Halten von Wildtieren ohne behördliche Bewilligung ist strengstens verboten. Vom Handel erst gar nicht zu reden. Wir meldeten uns als „Interessenten" und wurden erst einmal enttäuscht. Zu spät: Alle vier Fuchsbabys, zwei Rüden und zwei Fähen, waren bereits anderweitig verkauft worden. Doch Herr K., ein Jäger aus Stratzing (NÖ), wusste Rat und eine zweite Adresse mit Fuchswelpen, Herrn W. aus Thaya (ebenfalls NÖ).
Große Nachfrage nach Fuchswelpen
Vier Fuchsbabys seien noch da, sagte uns Herr W., ebenfalls Jäger, am Telefon. Einen hätte er schon verkauft und die Nachfrage sei sehr groß. Gleich für den nächsten Tag wurde ein Besichtigungstermin vereinbart. Auf dem Weg nach Thaya gab es einen kurzen Zwischenstopp in Waidhofen beim Amtstierarzt. Da stellte sich heraus, dass unser Verdacht begründet war: Herr W. besaß keine Haltungsbewilligung. Die Füchse hatte Herr W. allerdings bei seinem Vater in Ranzles untergebracht, nur ein paar Kilometer entfernt. Bei der Besichtigung im väterlichen Stall dauerte es keine fünf Minuten, bis der Entschluss feststand, die vier Rotfüchse zu kaufen. Mitleidskäufe sind zwar keine Lösung, doch das Risiko, dass die Kleinen in artwidriger oder tierquälerischer illegaler Haltung landen würden, war einfach zu groß. Immerhin gelang es, den Händler von 400 € auf 350 € herunterzuhandeln. Gegen Herrn W. haben wir sofort danach Anzeige erstattet.
Was tun mit vier Fuchsbabys?
Doch was tun mit vier Mini-Rotfüchsen, die kein Jäger freiwillig in seinem Revier auswildern würde? Würden wir ein Gehege finden, wo man bereit wäre, die Kleinen aufzuziehen und artgerecht zu halten? Viele Fragen. Inzwischen wurde das Quartett in der Katzenquarantäne untergebracht und – abgesehen von der notwendigen Entwurmung – in Ruhe gelassen. Nach fünf Tagen und vielen erfolglosen Telefonaten konnten wir mit Hilfe einer Tierärztin ein geeignetes Wildgehege in Oberösterreich finden, das bereit war, die Kleinen zu übernehmen. Aber unsere Freude wurde noch einmal getrübt. Der anonyme Anrufer meldete sich wieder und erzählte von weiteren Fuchsbabys bei Herrn K. Wir erstatteten umgehend Anzeige bei der Gendarmerie und beim zuständigen Amtstierarzt. Dass die beiden Fuchsbabys schließlich ebenfalls mit ins Gehege reisten, verdanken sie einem Tierfreund, der sie um insgesamt 300 € freikaufte und zu uns ins Tierschutzheim brachte.
Es war dann gar nicht so einfach, dem Wildgehegebetreiber die plötzliche Vermehrung von Vierlingen zu Sechslingen schmackhaft zu machen. Doch er ließ uns nicht im Stich. Noch am selben Tag reisten die sechs Reinekes mit Pflegerin Bibiane in ihr neues Zuhause. Dort werden sie zwar nicht in Freiheit, doch in einer tiergerechten Umgebung groß werden und leben. Gegen Herrn K. wird bereits ermittelt, und so wie es aussieht, wird der Jäger sein Schießgewehr wohl für längere Zeit erst einmal einmotten müssen …
Jumbo beschlagnahmt!
Nein, Jumbo ist kein Elefant, – auch wenn seine Haut stellenweise an die eines Dickhäuters erinnert. Der Dackelmischling wurde aufgrund einer Anzeige vom Amtstierarzt beschlagnahmt und uns zur Pflege übergeben. An den spärlichen Fellresten erkennt man, dass Jumbo einmal gestromt war. Doch viel ist von der Haarpracht nicht geblieben. Die hochgradige Hautveränderung stammt einerseits von Hautmilben und vermutlich andererseits von einer über einen langen Zeitraum verschleppten Floh-Allergie. Jumbo muss unwahrscheinlich unter seinem permanenten Juckreiz gelitten haben, denn als unsere Tierrettung ihn abholte, war er stellenweise schon blutig gekratzt. Seine Besitzerin aus Hiesberg in der Nähe von Senftenberg (NÖ) kann die Aufregung nicht verstehen. Sie hätte Jumbo doch immer mit Nerzölshampon gebadet, und da seien die Krusten immer weggegangen. Seit dreizehn Jahren würde Jumbo bei ihr leben, sagt sie. Das mit den dreizehn Jahren will unser Tierarzt nicht so recht glauben, denn er schätzt den kahlen Dackelrüden auf fünf bis sechs Jahre. Egal, ob fünf oder dreizehn, jetzt wird Jumbo erst einmal gepflegt, verwöhnt und alle drei Tage mit einem Spezialmittel gebadet. Sein Juckreiz ist vergangen, und er scheint seinen Aufenthalt bei uns richtig zu genießen. Freundlich und noch etwas schüchtern wedelt er mit seinem haarlosen Schwänzchen, wenn er angesprochen wird, und sogar ein Bussi gibt es schon für seine „Krankenschwestern". Übrigens kann Jumbo schon bald in häusliche Pflege entlassen werden, wenn sich ein Tierfreund findet, der ihn bei sich aufnehmen möchte!