Viele Tierschutzvereine und Organisationen (vor allem solche, die mit der Vermittlung von Auslandshunden beschäftigt sind) arbeiten mit privaten Pflegestellen, bei denen die Hunde bis zu ihrer endgültigen Vermittlung leben. Als Alternative für eine Auffangstation oder ein Tierheim handelt es sich dabei um die Aufnahme eines Hundes auf Monate oder in seltenen Fällen auch noch länger. Wird die Pflegestelle bereits im Vorfeld sorgfältig ausgewählt, dann genießt der Hund dadurch viele Vorteile:
• Die Hunde leben in einer Familie anstatt in einem Tierheim.
• Familienanschluss statt Zwingerhaltung.
• Die Betreuung ist individuell.
• Es besteht die Möglichkeit, dem Hund Erziehung zukommen zu lassen.
• Charakter, Vorlieben und Eigenarten des Hundes können besser erkannt und beurteilt werden.
• An die Lebensumstände in einer Familie können sich viele Hunde besser anpassen als an den Tierheimalltag, und sie zeigen sich daher in der Familie ausgeglichener.
• Durch die Familienanbindung treten stressbedingte Auffälligkeiten oder gar Stereotypien kaum auf.
Auswahlkriterien für Pflegestellenbewerber!
Um diese Vorteile dem Hund tatsächlich bieten zu können, werden an die Pflegestellen hohe Anforderungen gestellt.
Daher ist eine sorgfältige Auswahl der Pflegestellenbewerber erforderlich. Zu den wichtigsten Auswahlkriterien gehören unter anderem theoretische und praktische Sachkenntnisse im Allgemeinen, wie auch im Rassespezifischen, sowie genügend Zeit zur täglichen Betreuung der Pflegetiere.
Werden diese wichtigen Aspekte wirklich immer berücksichtigt?
Natürlich sind negative Erfahrungen für Mensch und Tier auch manchmal trotz der vorherigen sorgfältigen Auswahl nie ganz auszuschließen. Jeder Tierschutzverein bzw. jede Organisation sollte aber bestrebt sein, dieses Risiko so gering wie möglich zu halten und hier die Prioritäten zu setzen anstatt auf eine möglichst hohe Anzahl von vermittelten (und importierten) Hunden, welche nach kürzester Zeit mit Problemverhalten weitergereicht werden.
Was empfinden die Hunde?
Wie mag sich wohl ein Hund fühlen, der innerhalb von wenigen Monaten schon mehrere Pflegestellen durchlaufen musste, an die erstbesten neuen Besitzer weitergegeben wurde und manchmal von diesen bereits nach einigen Tagen wieder zurück-gebracht wird? Wie mag sich ein Hund fühlen, der bisher nicht viel Positives von den Menschen erfahren hat und in seiner Pflegestelle zum ersten Mal Vertrauen fassen konnte, bereit ist, eine Bindung zum Menschen einzugehen – und nun weitergegeben wird? Jede Pflegestelle sollte sich daher ihrer Verantwortung gegenüber den anvertrauten Hunden bewusst sein!
So bitte nicht!
Leider werden private Pflegestellen, vor allem von einigen Organisationen, die Hunde aus dem Ausland vermitteln, jedoch immer wieder dazu benutzt, um möglichst viele Tiere kostengünstig unterzubringen und schnell weiter zu geben. Das Wohl der Hunde bleibt dabei allzu oft auf der Strecke. Die betroffenen Hunde landen bedauernswerter Weise bei Menschen, die weder mit dem Hundeverhalten noch mit den täglichen Bedürfnissen des Hundes vertraut sind und bestenfalls Mitleid vorweisen können. Wegen Überforderung verlieren diese Pflegestellen dann schnell die Geduld und auch das Interesse am Pflegehund, der daraufhin schnell weitergereicht wird, egal wohin. Hauptsache, es ist wieder Platz für den nächsten Pflegehund da, der schon erwartet wird. Will der ebenfalls oft schnell überforderte und fehlinformierte neue Besitzer den Hund nun an die Pflegestelle, welche ihm den Hund vermittelt hat, zurückgeben, so ist es leider keine Seltenheit, dass dies abgelehnt wird und sich nun niemand mehr für das bedauernswerte Tier verantwortlich fühlt. So sollte kein Hundeleben verlaufen!
Es geht auch anders!
Dass es aber auch anders geht, stellen täglich zahlreiche Tierschutzvereine und Organisationen mit ihren Mitgliedern unter Beweis. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Vermittlungspraktiken wählen diese die Pflegestellenbewerber zuvor sorgfältig aus und fühlen sich den von ihnen vermittelten Tieren stets verpflichtet. Im Vorfeld wird sorgfältig kontrolliert, und diese Vereine nehmen die von ihnen vermittelten Tiere auch wieder zurück, falls es wider Erwarten im neuen Zuhause doch nicht harmonieren sollte. Man ist bestrebt, so vielen Tieren wie möglich zu helfen, aber das Wohl der Hunde steht stets an erster Stelle und nicht die hohe Zahl an vermittelten (geretteten?) Tieren.
Fazit: Werden private Pflegestellen mit Sorgfalt ausgewählt und bringen diese neben Sachkenntnis auch noch eine gute Portion von persönlichem Engagement mit, so kann sich jeder Hund glücklich schätzen, über eine solche Pflegestelle noch eine Chance auf ein besseres Leben zu bekommen.
WUFF HINTERGRUND
Eine gute Pflegestelle
Gabi Soenius ist ein ideales Beispiel für eine gute Pflegestelle als Alternative für einen Tierheimaufenthalt.
Gabi Soenius bietet eine gute Pflegestelle für den Verein Aussies in Not. Neben ihren eigenen Hunden betreut sie in der Regel noch einen Pflegehund. Täglich verbringt Frau Soenius mehrere Stunden mit der individuellen Betreuung der Hunde, und jeder Pflegling wird genauso behandelt wie ein eigener Hund. Tierarztkosten und Versicherung werden vom Verein übernommen, aber auch hier übernimmt Frau Soenius geringere Tierarztkosten selbst. Meldet sich ein Hundeinteressent bei ihr, so wird dieser nach Telefonaten und E-Mails eingeladen, Frau Soenius und den Pflegehund zu besuchen. Nach Möglichkeit werden mehrere Treffen vereinbart. Fallen diese zur Zufriedenheit aus, so übernimmt Frau Soenius die Vorkontrolle bei den zukünftigen Hundebesitzern selbst. Dafür reist sie auch quer durch Deutschland, da viele Hunde nach Süddeutschland vermittelt werden. Sie bleibt mit den vermittelten Hunden ein Leben lang in Kontakt und steht den neuen Besitzern mit Rat und Tat zur Seite. Weiterhin finden regionale Treffen statt. Sollte es bei den neuen Besitzern doch einmal zu Problemen kommen, so wird der Hund selbstverständlich wieder zurückgenommen. Aber dies kommt wegen der gründlichen Vorarbeit nur sehr selten vor.