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Indianas letzter Winter – Anatomie einer Tragödie

Wenn der 49-jährige belgische Hotelfachmann Jan Demeyere heute gegen die Hüftgelenksdysplasie (HD) beim Deutschen Schäferhund kämpft, dann liegt der Grund im traurigen Sterben seines und seiner 16-jährigen Tochter Lisa geliebten Deutschen Schäferhundes Indiana, der kaum drei Jahre alt geworden ist.

Hüftgelenksdysplasie beim DSH: Züchterhaftung und SV?
Zuerst versucht Demeyere noch innerhalb des Vereins Deutscher Schäferhunde (SV), dessen Mitglied er seit 1994 ist, auf mehrere Probleme aufmerksam zu machen. Einerseits auf die Frage nach der Haftung von Züchtern für das Freisein ihrer Welpen von der gefürchteten HD, die unter den Deutschen Schäferhunden so weit verbreitet ist. Und dies gerade bei einem Züchter, der sich selbst als „erfolgreichste Zuchtstätte der Welt" bezeichnete (ein Screenshot dieser mittlerweile von der Homepage des Züchters genommenen Aussage liegt WUFF vor) – man also tatsächlich gerade dort einen HD-freien Hund erwarten kann.
Und andererseits wies Demeyere auf eine große Problematik hin, welche die Bemühungen des SV gegen die HD betrifft. Dass nämlich die vom SV erhobenen eigenen Datenbanken und Statistiken zur HD deswegen nicht vollständig sein könnten, weil es nicht unüblich zu sein scheint, dass die „schlechten Ergebnisse" vieler Hüftröntgen von Deutschen Schäferhunden, d.h. also wenn sie HD haben, dem SV erst gar nicht gemeldet werden. Die offiziellen Statistiken also das gesamte Ausmaß der von vielen als „typische Schäferhundkrankheit" bezeichneten HD nicht zeigen würden.

„Stich ins Wespennest"
Doch die angeschriebenen Funktionäre des SV würden auf sein Schreiben nicht reagieren, so Jan Demeyere, sodass der Hundefreund nun die ganze Auseinandersetzung unter der URL öffentlich in einem Blog (eine Art öffentliches Tagebuch im Internet) führt.

Dass das Aufzeigen und Öffentlichmachen seiner Situation einem „Stich ins Wespennest" gleich kommt, hat Demeyere mittlerweile erkannt. Sogar mit Klage hat man ihm bereits gedroht. Warum er sich das trotzdem alles antut? „Vor allem das große Bild mit dem eindringlichen Blick meines Hundes Indiana oberhalb meines Schreibtisches motiviert mich immer wieder aufs Neue", sagt er zu WUFF-Herausgeber Dr. Hans Mosser.

Lebenslanger Herzenswunsch
Seit frühester Kindheit ist es der größte Wunsch von Jan Demeyere, irgendwann einmal einen echten Deutschen Schäferhund zu bekommen. Durch seine internationale berufliche Tätigkeit im Hotelgewerbe kann sich der Hundebegeisterte diesen Herzenswunsch jedoch nie erfüllen. 1993 hätte es endlich geklappt, doch dann kommt die Ehescheidung und das auszuübende Sorgerecht für Tochter Lisa dazwischen. Erst 10 Jahre später, die kleine Lisa ist mittlerweile 14 Jahre alt und will ebenfalls unbedingt einen Hund, beginnt der Herzenswunsch von Jan Demeyere und seiner Tochter Lisa Wirklichkeit zu werden.

Es sollte unbedingt ein gesunder Hund werden. Jahrelang hatte sich der zukünftige Hundehalter auf das neue Familienmitglied vorbereitet und die Probleme mit der Hüftdysplasie beim Deutschen Schäferhund studiert. So liegt für ihn nichts näher, als sich einen Hund von einem Top-Züchter aus dem Heimatland der Rasse, also aus Deutschland, zu holen. Im Juli 2003 nimmt Demeyere Kontakt auf mit einem Züchter in Bayern, von dem er annehmen musste, einen wirklich gesunden – also vor allem HD-freien Hund – zu erwerben. Dies vor allem und gerade, weil sich der Züchter damals in seiner Internetpräsenz selbst als „Erfolgreichs-te Zuchtstätte der Welt!" bezeichnete. Als Referenz für seine Welpenkäufer führt er prominente Namen an und berichtet in der Süddeutschen Zeitung stolz: „Es gibt auf der Welt kein Land, wo nicht ein Hund von uns ist!"

Tausende Kilometer für einen gesunden Hund …
So fährt Demeyere mit großen Erwartungen am 29. 8. 2003 ins Land des Deutschen Schäferhundes und holt sich den kleinen vielversprechenden Rüden Indiana, den er schon beim ersten Besuch 2 Wochen davor beobachtet hat. Auf der zweiten Reise von der belgischen Küste in die Alpen wird Demeyere auch von Pascal Van Assche begleitet, einem DSH-Experten, der ihn beraten soll. Der bayerische Züchter ist nach Aussagen Demeyeres beeindruckt von der Sachkunde dieses Experten und meint, dass mit Indiana auch die beste Wahl getroffen worden sei, zumal der neue Welpenbesitzer große Ambitionen im Hundesport kundtut. Deswegen auch hat Demeyere den „weltbesten Züchter" ausgewählt und die zweimalige Reise von insgesamt 4.000 km gerne auf sich genommen.
700 Euro wechseln den Besitzer und Indiana hat ein Herrchen. Demeyere erzählt über den Kaufvorgang: „Ich verlange nach einer Quittung und bekomme erst nach einigem Drängeln zögernd einen Kaufvertrag, der mir aber sehr beschränkt erscheint." Bei der Überprüfung des Vertrages fällt den WUFF-Redakteuren auf, dass Gewährleistungsansprüche „aus später in Erscheinung tretenden Mängeln oder Krankheiten (erworbene und erbgebundene)" ausdrücklich ausgeschlossen werden.

Wie beim Gebrauchtwagenkauf?
Ähnlich dem Vertrag beim Kauf eines Gebrauchtwagens findet sich in Indianas Kaufvertrag auch der Passus „Der Hund wird verkauft, wie besehen, unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung". Da man die Hüftdysplasie aber erst ab einem Alter von ca. 1 Jahr verlässlich diagnostizieren kann, schließt ein solcher Vertrag, sollte er nicht wider die guten Sitten oder aus anderen Gründen rechtlich unzulässig sein, Gewährleistung für HD (die dann möglicherweise als „verborgener Mangel" klassifizierbar wäre) ausdrücklich aus.
Genau das aber will Demeyere mit dem Kauf gerade bei dieser Zuchtstätte ausschließen. Und so fragt er, was denn passiere, würde später bei Indiana eine HD diagnostiziert. Die Frau des Züchters, die auf der Homepage auch gemeinsam mit ihrem Mann als Mitinhaberin der Zuchtstätte auftritt, weist die Möglichkeit einer HD nach Aussagen des Welpenkäufers strikt zurück und sagt, was Demeyere quasi als Garantie versteht: „Wir haben keine HD in unserer Zucht!" Diese Aussage kann auch der mitgereiste belgische DSH-Experte WUFF gegenüber bestätigen. Der Züchter, von WUFF dazu befragt, verweist darauf, dass die Eltern von Indiana „einen sehr guten Zuchtwert (84 und 87)" hätten, „was bei der SV-Bestimmung überragend" sei. Er bestätigt WUFF gegenüber, dass sich Herr Demeyere mit einem „Kollegen" einen Welpen ausgesucht habe, beantwortet aber nicht die konkrete Frage, ob die Aussage „Wir haben keine HD in unserer Zucht!" gefallen ist. Vielmehr beendet der Züchter plötzlich den direkten Kontakt mit der Redaktion und schaltet einen Rechtsanwalt, der selbst DSH-Züchter ist, ein. Der Anwalt zu diesem Thema: „Es mag sein, dass sich die Parteien des Kaufvertrages über die generelle HD-Anfälligkeit der Zucht unseres Mandanten unterhalten haben", und verweist darauf, dass sich sein Mandant streng an die Vorgaben der Zuchtordnung des SV halte.

„Ich gehe zum weltbesten Züchter und erhalte einen verkrüppelten Hund"
Als Indiana in seinem neuen Zuhause im belgischen Vichte eintrifft, sind Vater Jan und Tochter Lisa glücklich. Ein langer Traum hat sich endlich erfüllt! Jan Demeyere über diese Zeit: „Ein Jahr lang beschäftigen wir uns ausgiebig mit Indiana. Wir besuchen unsere Hundeschule, bilden ihn seinem Alter entsprechend aus, trainieren ihn langsam und schonend. Wir nehmen auch an Ausstellungen teil und erreichen gute Platzierungen." Alles scheint so, wie sich die beiden das vorgestellt hatten. Spaß und Sport mit ihrem Hund, man schmiedet Zukunftspläne. Im September 2004, Indiana ist mittlerweile über 12 Monate alt, wird eine HD-Überprüfung durchgeführt – ein Hüftröntgen gemacht. Die Tierärzte, Experten für Skeletterkrankungen, sind entsetzt. Die linke Hüfte gleiche einer „Ruine". Das Ergebnis bedeutet für die kleine Familie das Ende aller Träume. Demeyere über den Moment, als er es erfährt: „Meine Welt bricht zusammen. Niemand kann sich vorstellen, welch’ riesige Enttäuschung diese Diagnose für einen Hundesportler darstellt. Es ist buchstäblich das Aus für den aktiven Sport. Der Hund darf nicht mehr am Fahrrad traben, keine langen Spaziergänge machen, nicht springen und natürlich auch keinen Schutzdienst machen."

In dem WUFF vorliegenden Befund der offiziellen belgischen HD-Kommission, einer von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannten Stelle, erhält Indianas Hüfte den zweitschlechtest möglichen Befund (siehe Kasten auf Seite 15). Demeyere verzweifelt zu WUFF: „Ich bin zum weltbesten Züchter gegangen und erhalte einen verkrüppelten Hund!"

Auch Wurfbruder hat HD!
Jan Demeyere unterrichtet den Züchter sofort vom Ergebnis und schreibt: „Lisa und ich selber sind am Boden zerstört. … Die Hüfte gleicht einer griechischen Ruine. Laut Tierarzt soll Indiana bereits viele Schmerzen gehabt haben." Er fragt den Züchter, ob er empfehlen würde, Indiana einschläfern zu lassen, da laut Aussage der Tierärzte dem Hund ein Leben voller Schmerzen bevorstünde. Doch vom Züchter sei keine Antwort gekommen.
Als Demeyere über das Schicksal Indianas in einem Schäferhunde-Internetforum schreibt, habe er von den Bonner Besitzern eines Wurfbruders von Indiana die Information erhalten, dass auch deren Hund HD habe, dies sogar doppelseitig. Der Besitzer des Wurfbruders habe am 26.9.2004 an Demeyere geschrieben: „Als ich das von Indiana erfahren habe, hatte ich gerade erst den Schock von meinem Ice verarbeitet." Am selben Tag noch informiert Demeyere den Züchter über diesen weiteren HD-Fall in seinem Wurf und bittet darum, endlich eine Stellungnahme zu erhalten. Eine Antwort aber sei zunächst lange nicht eingetroffen.

Ist Welpenkauf ein Lotteriespiel?
Doch plötzlich, nur einen Tag nach einer im Internet beginnenden Diskussion über die HD im konkreten Wurf des Züchters unter dem Thread „Ist Welpenkauf ein Lotteriespiel?" reagiert der bayerische Züchter in einem E-Mail an Demeyere, erklärt die verspätete Antwort als urlaubsbedingt und sagt über die HD beim Wurfbruder von Indiana, „dass dieser Hund viel zu früh trainiert worden ist". Das heißt, nicht der Züchter habe Schuld an der HD, sondern der Halter.
Aber auch bei Demeyere vermutet der Züchter dasselbe und schreibt: „Wahrscheinlich wurde auch Ihr Rüde zu früh und zu viel gearbeitet (Ehrgeiz?)." Dies allerdings schließt Pascal Van Assche, renommierter belgischer DSH-Experte, der Indiana und sein Herrchen regelmäßig auf seinem Hundeplatz sah, WUFF gegenüber aus und bestätigt: „Das Training von Indiana erfolgte locker, ohne Druck, ohne große Sprünge. Jan Demeyere war immer sehr gut zu seinem Hund, viele Menschen haben nicht ein derartig schönes Leben, wie Indiana es hatte."
Die Schuldzuweisung des Züchters an die Hundehalter ärgert offensichtlich auch den Kölner Besitzer des Wurfbruders von Indiana, der gegenüber Demeyere betont haben soll, dass auch er mit seinem Hund ganz langsam gearbeitet habe. Er schreibt weiter: „Bin mal gespannt, was er zu deinen Aufnahmen sagt. ‘Sind bestimmt schlecht gemacht!’" Und tatsächlich, der Kölner sollte Recht behalten …

„Besserer" Befund möglich?
Noch am selben Tag schickt Demeyere das Röntgenbild an den Züchter. Rund zwei Wochen später meldet sich der Züchter wieder bei Demeyere mit der Aussage, dass das Röntgen „bildtechnisch schlecht" sei, und empfiehlt einen eigenen Tierarzt, „sollten Sie keinen guten Röntgenarzt haben". Zugleich stellt nach vorliegenden Unterlagen der Züchter auch gleich eine Verbesserung des Befundes in Aussicht: „Wir glauben, ein gutes Röntgenbild, es wird sicherlich kein ‘normal’ – aber ein ‘noch zugelassen’ müsste drin sein." Das bedeutet, dass der Züchter sehr wohl erkannt haben muss, dass das keine normale Hüfte ist – nicht allzu schwer, ist doch der deformierte Hüftkopf bei Indiana schon teilweise aus der Hüftpfanne herausgerutscht! Doch könnte seiner Meinung nach dieses Röntgenbild noch als „HD-Übergangsform" bescheinigt werden, was ein „noch zugelassen" für die Zucht bedeuten würde.

Bis vor Gericht …
Demeyere ist über diese Antwort – wenngleich der Besitzer des Wurfbruders sie vorhergesagt hat – entsetzt: „Diese Reaktion ist niederschmetternd. Der Züchter schiebt die Problematik einer eindeutigen Hüftgelenksdysplasie auf ein angeblich schlechtes Röntgenbild." Da dann das Röntgenbild auch nicht mehr auftaucht, obwohl angeblich vom Züchter zurückgeschickt, ließ Demeyere seinen Hund von der Universitätsklinik Gent neuerlich röntgen und berichtet über das Ergebnis: „Die Hüfte sah nun noch scheußlicher aus als auf dem ersten Bild. Die Überwucherungen und die vermehrte Arthrose sind unverkennbar."
Neuerlich erhält Demeyere nach eigenen Angaben trotz mehrerer Schreiben an den Züchter keine Antwort. So schreibt er am 20.12.2004 das letzte Mal an den Züchter: „Es fällt mir sehr schwer, Ihnen diese Zeilen schreiben zu müssen. … Seit wir Ihnen gemeldet haben, dass Indiana schwere Hüftgelenksdysplasie hat, erscheinen Sie wie vom Erdboden verschluckt. … Bis dato haben Sie keine Stellungnahme, kein Entgegenkommen, keinen Vorschlag formuliert. Ganz im Gegenteil. … Sie hatten uns nach langem Drängen geschrieben, dass Sie das Röntgenbild zurückgeschickt hätten. Es ist bis heute nicht eingetroffen. Und eine letzte freundliche Bitte, um eine Lösung herbeizuführen, lassen Sie unbeantwortet. Sie treiben uns regelrecht auf eine gerichtliche Auseinandersetzung zu …" Auf diesen Brief mit dem Angebot einer außergerichtlichen Einigung erhält Demeyere am 2.1.2005 ein ihm lapidar wirkenden E-Mail des Züchters: „Hallo, Sie erhalten in den nächsten Tagen von meinem Anwalt Post." Allerdings, diese Post trifft nicht ein, und so verklagt Demeyere am 19.5.2005 den Züchter auf Erstattung sämtlicher Kosten, die in Zusammenhang mit der Behandlung der diagnostizierten Hüftgelenksdysplasie stehen.

Muss Indiana sterben?
Unabhängig von dieser Auseinandersetzung mit dem Züchter quälen sich Jan und Lisa Demeyere mit der Frage, ob Indiana eingeschläfert werden sollte. Die Tierärzte raten, dies zu tun, um dem Tier ein Leben in Schmerzen zu ersparen. Demeyere zu WUFF: „Ein kurzer Spaziergang führt bereits zu erheblichen Schmerzen, der Hund schleppt sich nach Hause. Meine Tochter und ich sind der Überzeugung, dass Indiana in seinem so kurzen Leben bereits genug gelitten hat." So wird Indiana am 18.5.2006 eingeschläfert, und sein Herrchen schreibt mit Tränen in den Augen, am Boden zerstört: „Ich habe meinen Freund einschläfern lassen müssen. Ich hatte viel Zeit, mich seinem Ende langsam und fürchterlich gequält zu nähern, mit allen emotionalen Konsequenzen. Ich habe schon im Vorfeld sehr gelitten. Und auch meine Tochter hatte größte Schwierigkeiten, sich mit dem Gedanken des heranrückenden Tierarzt-Termins auseinanderzusetzen. Sie war aber großartig und hat mich sehr unterstützt. Jetzt ist er tot. Im Alter von nur 34 Monaten, also noch nicht einmal drei Jahre alt. Wir alle werden ihn sehr vermissen, das heißt, meine ganze Familie und unsere Freunde, die netten Nachbarn, der Postbote, die Kinder der Nachbarschaft, die wohlriechenden Hündinnen am Ende der Straße, seine Spielgefährten im Park und seine Kollegen auf dem Hundeplatz."

Die Augen Indianas …
Über dem Schreibtisch von Jan Demeyere hängt das anfangs erwähnte große Bild mit Indianas Kopf, seinen ausdrucksvollen Augen. Jeden Tag erinnern die Augen dieses Deutschen Schäferhundes jenseits der Regenbogenbrücke seinen Halter an die große Problematik der Hüftdysplasie bei dieser Hunderasse.
Jan Demeyere fühlt sich von diesen Augen aufgefordert, alles zu tun, damit Indiana nicht umsonst sterben musste. Er sagt: „Manche Philosophen sind der Meinung, dass jeder nur das bekommt, was er bewältigen kann, und jeder bekäme nur die Herausforderung, die er braucht. Dass es einen Grund gibt, warum ausgerechnet ich dieses Schicksal auferlegt bekam, wage ich zu bezweifeln. Aber wir werden sehen, ob diese Aussage stimmt und wohin dieser Weg mich führen wird."

In der nächsten WUFF-Ausgabe: Wie erwähnt verklagte Jan Demeyere schließlich den bayerischen Züchter, wollte die voraussichtlichen Kosten für die von ihm geplant gewesene Operation der HD-Hüfte Indianas einklagen. Am 10.1.2006 fand beim zuständigen Amtsgericht die Verhandlung statt. Mehr über diese Auseinandersetzung vor Gericht und wie sie ausging, erfahren Sie im nächsten WUFF. Dazu weitere Informationen und Diskussionen über das Thema DSH-Zucht, Aussagen des Anwaltes des Züchters, von Tierärzten, anderen Züchtern und DSH-Besitzern. Auch eine Stellungnahme des Vereins Deutscher Schäferhunde (SV) zum gegenständlichen Fall ist zu erwarten.

Diskutieren Sie mit! Schreiben Sie WUFF, wie Sie über diese Geschichte denken! Wie ist Ihre Meinung zur Haftung eines Züchters bei sog. „Erbkrankheiten", die beim Welpenkauf zwar schon definitiv genetisch vorhanden, naturgemäß aber noch nicht sichtbar sein müssen, da sie sich erst im späteren Leben manifestieren? Wie sind Ihre Erfahrungen mit Züchtern Deutscher Schäferhunde? Züchten Sie selbst Schäferhunde? Wie denken Sie über DSH-Zucht, wie über die HD? Was halten Sie von der Aussage von Sabine R. (s. Kasten 2), dass es gerade den großen SV-Züchtern „nur mehr um Geld" ginge? Diskutieren Sie mit, schreiben Sie WUFF und schicken Sie auch ein Bild mit.

WUFF HINTERGRUND

Hüftdysplasie – ja oder nein?
Gilt ausländischer FCI-HD-Befund in Deutschland nicht?

Die Hüftdysplasie (HD) Indianas und die Schmerzen des Hundes beenden die Träume der kleinen Familie Jan und Lisa Demeyere. „Ich bin zum weltbesten Züchter gegangen und erhalte einen verkrüppelten Hund", sagt Jan Demeyere verzweifelt zu WUFF. Doch der Rechtsanwalt des Züchters sieht dies in einem Schreiben an WUFF anders und stellt den sicheren Nachweis der HD des Hundes überhaupt in Frage. Dies, obwohl der Befund aus einer von der FCI anerkannten Stelle in Belgien stammt. Gilt ein solcher Befund in Deutschland nicht?

Der Anwalt des Züchters meint zur Hüftdysplasie Indianas, dass es sich „nach Vortrag des Klägers um eine halbseitige mittlere HD-Erkrankung gehandelt hat. Das bedeutet, dass der Hund über eine weitestgehend gesunde Hüfte verfügte, lediglich geringgradige Einschränkungen ihn möglicherweise für die Zucht nicht hatten tauglich erscheinen lassen." Über den Grad der Erkrankung könne man nur spekulieren.

HD nicht sicher nachgewiesen?
In seinem Schreiben an WUFF stellt der Anwalt abschließend fest: „Die HD-Erkrankung selbst ist nicht sicher nachgewiesen, da kein offizieller Befund einer zur HD-Überprüfung zugelassenen Stelle vorliegt."

Tatsächlich aber liegt WUFF der offizielle und international gültige Befund einer von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) zur HD-Überprüfung zugelassenen und anerkannten Stelle vor: Die Nationale Belgische HD-Kommission an der Universitätsklinik zu Gent. In ihrem HD-Befund über Indianas Hüfte sprechen die Veterinärorthopäden von einer „Subluxation". Dies bedeutet, dass die Gelenkspfanne des linken Hüftgelenks so flach angelegt und der Hüftkopf derart missgeformt ist, dass dieser aus der Pfanne schon teilweise „herausrutscht". Von der 5-stufigen HD-Wertung A-E der Kommission handelt es sich um den zweitschlechtest möglichen Befund HD-D.

Belgischer FCI-anerkannter HD-Befund in Deutschland ungültig?
Wenn der Züchter bzw. sein Anwalt nun feststellen, dass „kein offizieller Befund einer zur HD-Überprüfung zugelassenen Stelle vorliegt" – bedeutet dies nun, dass der Befund der belgischen HD-Kommission über Indiana in Deutschland wirklich nicht offiziell gültig ist und das HD-Ergebnis somit auch nicht anerkannt werden muss?

Die Recherchen an höchster Stelle der FCI kommen zum gegenteiligen Ergebnis. Der vorliegende Befund von Indianas Hüftdysplasie muss von allen FCI-Mitgliedsländern, somit auch von Deutschland und dem SV (Verein Deutscher Schäferhunde), anerkannt werden. FCI-Exekutivdirektor Yves De Clercq in einem E-Mail: „Die FCI-Mitgliedsländer müssen gemäß dem Rundschreiben 77/2001 vom 14.12.2001 das FCI-Zertifikat (mit den offiziell registrierten Ergebnissen) akzeptieren." Das bedeutet nichts anderes, als dass sowohl der Befund der HD als auch der schlechte HD-Grad von Indianas Hüfte als offiziell registriertes Ergebnis in Deutschland zu akzeptieren sind.

WUFF-HINTERGRUND

Schwerste HD bei Hund von prominentem SV-Züchter
Demeyere ist bei weitem nicht der Einzige, der einen Hund gezielt bei einem namhaften SV-Züchter kaufte, um ein möglichst gesundes, HD-freies Tier zu erwerben. Auch Sabine R. berichtet von einer ähnlichen Erfahrung. Resigniert glaubt sie nun, dass es gerade bei den „großen SV-Züchtern" nur mehr um Geld und Macht ginge.
„Auch meine erste Hündin stammte aus der Zucht eines prominenten SV-Züchters. Mit 1 1/2 Jahren musste ich die Hündin wegen schwerster HD einschläfern lassen. Meinen zweiten Hund holte ich mir dann von einem „No- Name-Züchter". Keiner kannte ihn, und er züchtete hervorragende Hunde mit gesunden Hüften, mit denen ich auch ohne Probleme bei der Siegerschau mithalten konnte.

Skrupellose Züchter?
Es sind nach meiner Meinung gerade die großen Züchter, die ohne Skrupel draufloszüchten. Dabei geht es doch nur um Geld, Macht und Ruhm. Es ist traurig, denn der SV ist nicht mehr das, was er einmal war. Dabei bleibt es nicht einmal bei der HD. Kommen nicht immer mehr Krankheiten zum Vorschein? Sei es nun die ED oder die oft vererbten Rückenprobleme usw. …"
Sabine R.
(Name der Red. bekannt)

Wie ist Ihre Meinung zu dieser sehr kritischen Ansicht von Sabine R.? Handelt es sich dabei um eine zu pauschale Übertreibung? Dominiert wirklich der finanzielle Aspekt in der DSH-Zucht, v.a. bei den großen Züchtern? Wie denken SIE über Züchter und SV? Schreiben Sie an WUFF!