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Hundesteuer: Neue Behördenwillkür

Eine friedliche Familie in Bendorf. Bis zur medialen Hundehysterie, die Deutschland plötzlich wie eine rasende Feuerwand überzieht. Die dann folgenden populistischen Reaktionen der Behörden treffen friedliche Bürger und problemlose Hunde: Verbote, Einschränkungen, Ächtung und Diskriminierung, Steuererhöhung.

Bendorf droht mit Beugehaft

Ingrid Zindt, 42 Jahre alt und verwitwet, mit ihrem 17-jährigen Sohn Benjamin. 1996 vergrößerte sich die Familie um Sheela, eine 9-monatige Pitbullhündin, und 1998 wurde Wotan, ein Rottimix, vor dem Tierheim gerettet. Leider kam es zu einer nicht geplanten Liebesbeziehung der beiden Hunde und somit Ende 1998 zu Nachwuchs. Zwei aus dem Wurf blieben in der Familie, da man in der Auswahl der Welpenabnehmer sehr wählerisch war. Schließlich sollten die Hunde in gute Hände kommen.
Nicht nur Welpeninteressenten, sondern auch Beamte der Stadt Bendorf interessierten sich für die Welpen, aber nicht für deren Wohlergehen … Vielmehr ging es dabei um “Cash”. Weil der ungeplante Mischlingswurf nicht bei der Behörde gemeldet wurde, drohte man Frau Zindt mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung. Und weil sie – schließlich gibt es in Deutschland Grundrechte des Datenschutzes – die Adressen der Welpenabnehmer nicht bekanntgab, drohte ihr die Stadt Bendorf sogar mit Beugehaft. Und dies in einem europäischen Rechtsstaat des 21. Jahrhunderts!

7.000 Mark Hundesteuer
Da passierte der schreckliche Hundebissunfall mit dem Kriminellen in Hamburg im Juni 2000. Bendorfs Bürgermeister Hajo Stuhlträger (CDU) ergriff die Chance und führte für bestimmte Rassen, darunter Pitbull Terrier, eine um den 8-fachen Satz erhöhte Hundesteuer ein. Wenn man Frau Zindt schon nicht so kommen kann, dann eben anders: Jetzt soll sie für ihre Hunde jährlich DM 7.120,– bezahlen, also ATS 50.000,–! Und die Stadt schämte sich auch nicht, ihre Bürger in der Presse zu Spitzel- und Denunziantentum aufzurufen. Ob Bendorfs Bürger von Stuhlträger richtig eingeschätzt wurden? Ob sie sich solche Spitzel- und Blockwartmentalität nicht verbitten sollten? Hier geht es schon lange nicht mehr nur um Hunde!
Der Zynismus einiger Bendorfer Stadträte kennt keine Grenzen: WUFF liegen die Protokolle der Stadtratsitzung vom 24. Oktober 2000 vor, aus dem folgende Begebenheit hervorgeht. Eine Dame fragte in dieser öffentlichen Sitzung nach, ob auch eine uralte Pitbullhündin mit nur noch zwei Zähnen dem absoluten Maulkorbzwang unterworfen sei und die Hundebesitzerin, eine Rentnerin, ebenfalls die hohe neue Steuer bezahlen müsse. Darauf höhnisches Gelächter aus dem Statdtrat und der penetrant zynische Hinweis, daß man auch mit zwei Zähnen noch beißen könne …

Drohung mit Haftbefehl
Nun, diese 7000,– Mark Hundesteuer im Jahr kann sich Frau Zindt nicht leisten, weshalb sie einen Erlassantrag stellte. Dazu wären Einkommensnachweis bzw. Steuerbescheide vorzulegen. Aber – ganz unüblich – verlangt Bendorf auch eine Bestätigung der Hausbank, dass Frau Zindt über kein Vermögen verfüge. Am 26. März 2001 unterschrieb dann der Bürgemeister – ganz persönlich – die Ablehnung des Erlassantrages. Zugleich drohte man bis hin zur Ausstellung eines Haftbefehles.
Frau Zindt zu WUFF: “Ich habe keine Zukunft mehr. Ich befinde mich in einer Schraube, die mir langsam, aber sicher, den Hals zudreht.”
Die Hunde abzugeben, um der Steuer zu entgehen, ist natürlich keine Lösung für einen Tierfreund, der Hunde in Not rettet, und abgesehen davon, ergab eine Anfrage an alle Tierheime der Gegend, dass keines gerade solche Rassen aufnehmen würde. Und wie sollen Tierheimhunde ab jetzt eigentlich gerettet werden, wenn Bendorf seinen Bürgern derartige maßlos hohe Hundesteuern vorschreibt? Wo doch Tierheime in Wirklichkeit aus Privatinitiative und mit Privatgeld die an sich kommunale Aufgabe der Betreuung herrenloser oder ausgesetzter Tiere übernehmen. Jedenfalls wird WUFF in dieser Sache weiterberichten.



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„Kampfschmuser“

WUFF hat natürlich die Fakten auch im Umfeld der betroffenen Hundehalterin recherchiert. Und da erfuhren wir nur Gutes. So meint Frau Jutta Weber vom Förderverein Tierschutz Lanzarote aus Schwäbisch-Gmünd “Frau Zindt ist verantwortungsbewusst und tut alles für die Tiere. Sie wird durch diese Hundeverordnung nun in die Mangel genommen, damit ihr fast keine Luft mehr bleibt zum Leben.”
Und Claudia Ritter aus Dierdorf berichtet WUFF, daß sie früher vor Hunden Angst gehabt und erst durch Frau Zindt und ihre Hunde wieder Vertrauen zu Vierbeinern gefasst hätte. Und zu Nellie meinte sie: “Hier war es sogar Liebe auf den ersten Blick”.
Ihre Meinung über die ganze Situation? “Ich kann den ganzen Terror nicht verstehen. Die Politiker sollten sich die Mühe machen, darüber nachzudenken, dass die Hunde zumeist richtige Familienmitglieder sind.
Hier sollte differenziert beurteilt und nicht über einen Kamm geschoren werden. Die Hunde von Frau Zindt würde ich als Kampfschmuser bezeichnen.”



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• WUFF-Redaktion, KW Bendorf
A-3034 Maria Anzbach
Und wenn Sie eine Idee haben, wie man Frau Zindt helfen kann, setzen Sie sich bitte ebenfalls mit uns in Verbindung.