Bärli, ein Chow Chow
Weil sein schon recht altes Herrchen ihn immer nur auf einem kleinen Stück Grünfläche eingesperrt hatte und sich – abgesehen vom Füttern – nicht um ihn kümmerte, wurde Bärli, ein reinrassiger Chow-Chow, von der Polizei beschlagnahmt. Bärli lebt nun schon seit ca. zwei Jahren im Tierheim; er ist ungefähr sechs Jahre alt. Als er ins Tierheim kam, war sein Fell so verfilzt, dass er unter Narkose geschoren werden musste. Das arme Tier war dermaßen verstört, dass es sich von niemandem angreifen ließ und großes Misstrauen zeigte. Nach der Schur sah er ganz verändert aus. Nachdem ich viele Stunden einfach bei Bärli im Zwinger sitzend verbracht hatte, gelang es mir schließlich, ihn anzugreifen, und bald genoss er das Streicheln richtig. Ich konnte nach einiger Zeit auch mit ihm spazieren gehen und mittlerweile kommt er mir sogar schon entgegen, wenn er mich mit der Leine in der Hand sieht.
Anton und Conny haben Angst vor Fremden
Außerdem sind da zwei Schäfer-Rottweiler-Dobermann-Mischlinge, Anton und Conny, die ebenfalls im Tierheim ihr Zuhause gefunden haben. Sie kamen schon mit ungefähr einem halben Jahr dorthin, weil sie nicht artgerecht gehalten worden waren. Ihre Vorbesitzer hatten sie in einer Holzhütte eingesperrt, und Anton und Conny waren Menschen so fremd, dass sie auch heute noch, ca. vier Jahre später, panische Angst vor Menschen haben. Da niemand die beiden nehmen wollte, als sie noch jung waren, konnte ihnen die Angst vor fremden Menschen leider nicht genommen werden. Wenigstens haben sich die zwei an die Tierpflegerinnen und an mich so sehr gewöhnt, dass sie in unserer Gesellschaft keine Angst zeigen. Wenn Besucher kommen, sind sie dann wie ausgewechselt, verkriechen sich in die hinterste Ecke des Zwingers und bellen die „Eindringlinge" an. Bei jedem Spaziergang sind sie total aus dem Häuschen, hüpfen und springen umher, aber nur solange, bis sie irgendwo in der Ferne einen fremden Menschen erblicken.
Axl fand schon ein Zuhause
Axl ist ein Brackenmischling. Seine Besitzer konnten ihn auf einmal nicht mehr brauchen und wollten ihn ins Tierheim abschieben. Axl war ein lustiger, aufgeweckter Hund, der alle Leute mit großer Freude begrüßte. Etwa zwei Wochen nach seiner Ankunft im Tierheim begann es: Er hatte immer weniger Appetit, trank sehr viel, und hatte eine sehr schlechte Verdauung. Auch seine Körpertemperatur sank rapide ab. Für den Tierarzt war der Fall klar: Axl hatte Parvovirose. Er bekam jeden Tag Infusionen und es wurde um sein Leben gekämpft. Nach einer Woche bestand er nur noch aus Haut und Knochen, aber Gott sei Dank ging es wieder bergauf mit ihm. Man stellte auch fest, daß Axl die Parvo-Impfung, die im Impfpass vermerkt war, nie verabreicht worden war. Axls frühere Besitzer dachten sich wahrscheinlich, wenn sie ihren Hund ins Tierheim geben, zahlt es sich nicht mehr aus, ihn anständig impfen zu lassen. Und sie wissen wahrscheinlich bis heute nicht, dass der arme Hund dadurch dem Tod nur knapp entronnen ist. Er wurde inzwischen erfolgreich an hundefreundliche Leute vermittelt.
Gerry: Alt und abgeschoben
Es kommt auch öfter vor, dass ein Hund ins Tierheim in Pflege gegeben und dann einfach nicht mehr abgeholt wird. Bei dem schon elfjährigen, aber immer noch sehr rüstigen Mischlingsrüden Gerry war das der Fall. Die Besitzer gaben eine falsche Adresse an – und weg waren sie. Oder kann man sich vorstellen, dass ein Züchter Hunde, die er nicht mehr brauchen kann, einfach ins Tierheim abschiebt? Das passierte mit zwei wunderschönen fünf Monate alten Deutschen Schäferhündinnen. Es wäre interessant zu erfahren, welcher Züchter das war, denn Kira und Jessy dürften auch nicht gut behandelt worden sein. Sie hatten vor Menschen Angst und bissen am Anfang auch wild um sich, sobald sie das Halsband spürten.
Jeder Hund ist anders
Es ist immer wieder ein Rätsel für mich, wie manche Menschen Tiere so achtlos behandeln können. Schon Friedrich der Große stellte einmal fest: „Wer gleichgültig gegen ein treues Tier ist, wird auch für seinesgleichen kein Herz haben." Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Geduld und Einfühlungsvermögen sogar bei scheinbar hoffnungslosen Fällen viel erreichen kann. Für mich ist es eine erfüllende und auch spannende Aufgabe, mich mit den Schicksalen und Charakteren so verschiedener Hund zu beschäftigen und ihnen zu helfen.
>>> WUFF – INFORMATION
Kontakt: Tierheim Grabenstraße, Graz,
Tel.: 0316/ 68 42 12