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Hundehysterie

In Österreich sprechen sich die Parlamentarier dagegen aus, Gefährlichkeit an einzelnen Rassen festzumachen. Während in Deutschland das Gegenteil, nämlich eine Hunderassenwahn allerärgster Weise, gegossen in sogenannte LHV´s, bereits zahlreiche tödliche Hundeopfer gefordert hat (das letzte Opfer ist der Mischling Mäxchen aus Hamburg, siehe Kasten), sprangen in Österreich die Politiker nicht auf diesen Zug. Obwohl auch hier die Öffentlichkeit in Hundefragen aufgehetzt und polarisiert wurde.

Warum ist Österreich anders?
Nach sorgfältiger Recherche und Analyse der Situation seit Ende Juni drängen sich zwei Hauptgründe für den Unterschied zwischen Österreich und Deutschland auf.
1. Der Unterschied in der Medienlandschaft, die in Österreich zwar auch die Öffentlichkeit radikalisierte, wenngleich nicht so arg wie dies Deutschlands Medien taten. Anstatt wie die deutsche Bild Tag für Tag mit Schlagzeilen wie „Weg mit den Bestien“ Angst zu schüren, wo vorher keine war, startete Österreichs auflagenstärkste Zeitung, die Kronenzeitung, eine Aktion „proHund“ mit täglich wechselnden Fotos von Promis mit ihren Vierbeinern.
2. In Österreich bildete sich sofort unter intensiver Mitwirkung des größten Hundedachverbandes ÖKV eine Konzentration aller Experten, die sich in verschiedenen Foren und Plattformen formierten und immer wieder gegenüber Medien, Politik und Öffentlichkeit auf die wissenschaftliche Haltlosigkeit von Rasselisten hinwiesen.

Wanderprediger
Der Präsident des ÖKV, der Tierarzt Dr. Kreiner, wurde – fast einem Wanderprediger gleich – nicht müde, diesen Sommer in rund 60 Sitzungen, Pressekonferenzen und Expertenanhörungen präsent zu sein und für sinnvolle Lösungen in der emotional diskutierten Problematik einzutreten. Rasselisten wurden seitens des ÖKV stets strikt abgelehnt. Dr. Kreiner saß nicht nur einmal zusammen mit WUFF-Herausgeber Dr. Mosser an einem Tisch, wo beide im Rahmen ihrer Tätigkeit für die Hunde und Hundehalter öffentlich präsent waren. Und so, wie es nun nach der entsprechenden parlamentarischen Behandlung ausschaut, hat auch der ÖKV sein kräftiges und entscheidendes Scherflein beigetragen, um Österreichs Hunderassen vor politischem Fehlverhalten, wie es in Deutschland der Fall ist, zu schützen. Beim ÖKV haben daher die betroffenen Hundehalter und Zuchtvereine auch das Gefühl, nicht vom Dachverband im Regen stehen gelassen worden zu sein.

Wie steht VDH zu Rasselisten?
Ganz das Gegenteil in Deutschland- (siehe Leserbriefe). Hier beginnt dem größten Hundezuchtdachverband VDH nunmehr zunehmend ein kalter Wind ins Gesicht zu blasen. Warum? Nicht nur, daß sich viele Halter der bedrohten Hunderassen nicht mehr vertreten fühlen, wird dem Präsident des VDH, Uwe Fischer, nunmehr ganz massiv vorgeworfen, anläßlich der Zuchtschau in Leipzig am 9./10. September ausdrücklich den Freistaat Sachsen „für sein moderates Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden“ gelobt zu haben. Angeblich soll Fischer auch ausdrücklich die Einführung eines „Hundeführerscheins“ für Halter von American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Pitbull Terrier begrüßt haben. Man wirft dem VDH-Chef aufgrund dieser Aussage in Leipzig vor, nunmehr für Rasselisten einzutreten. Damit muß aber auch ganz offen die Frage gestellt werden, ob sich der VDH überhaupt noch als Vertreter aller Rassehundebesitzer sieht oder ob er nun beginnt, ein paar Rassen bzw. ihre Halter zu „opfern“, im Gegensatz zur bisherigen Politik.

Schlag ins Gesicht
Ein Leipziger Hundefreund meint dazu: „Die Aussage des Herrn Fischer empfinden wir als einen Schlag ins Gesicht eines jeden verantwortungsvollen Hundehalters. Unser Ziel ist unter anderem die Abschaffung sämtlicher Rasselisten und nun dies vom allmächtigen VDH. Wir werden OHNE den VDH weiter für unsere Ideale eintreten!“

Wir brauchen Hunde
Erwähnt sei hier die VDH-Aktion „Wir brauchen Hunde“, die u.a. den VDH-Hundeführerschein propagieren soll. Manche deutsche Hundehalter kritisieren die Aktion jedoch als wirkungslose „Aufkleber-Aktion“ und erklären sich das Stillhalten des VDH durch wirtschaftliche Interessen, nämlich den zu erwartenden Geldern aus Hundeführerschein und Wesenstests. Und zu diesem Thema beginnen die Wogen gerade erst hochzugehen. WUFF hat nämlich herausgefunden, daß es ein VDH-Gutachter gewesen sein soll, der Baxter (siehe Artikel) trotz dessen Menschenfreundlichkeit durch sein Gutachten quasi zu Tode verurteilt hat – nach VDH-Richtlinien, wie das Ordnungsamt Wiesbaden WUFF gegenüber mitteilte. Im Internet kursiert bereits die Frage, ob sich damit der VDH ungeliebter Rassen entledige, die Rasselisten von ihm daher gar nicht unerwünscht seien. Für das nächste WUFF erwarten wir eine Stellungnahme des VDH.

WUFF hat bei seiner Recherche nach dem Verhalten des VDH in der Kampfhundehysterie diesen Sommer über auch warnende Stimmen erhalten, die gemeint haben, man möge es sich doch lieber nicht mit dem VDH anlegen und überhaupt hätte auch der ÖKV „gepennt“. Letzteres trifft nicht zu, wie wir glauben, und ersteres wollen wir ja auch nicht. Wir wollen es uns mit niemandem anlegen, aber sehr wohl wollen wir ganz klar Mängel aufzeigen und aussprechen, wo sie bestehen. Ob WUFF gegen den „Mißbrauch von Hündinnen als Gebärmaschinen in sog. Deckgestellen“ wetterte, oder gegen das Kupieren, ob WUFF illegale Hundeimporte bekämpfte oder Auswüchse der Hundezucht – stets kam böse Kritik. WUFF will nicht den VDH um einer Story wegen kritisieren, sondern um ihn aufzuwecken, um ihn an seine Aufgaben zu erinnern, die er für Besitzer ALLER Hunderassen zu machen hat. Und wir wollen verhindern, daß der VDH beginnt, für Rasselisten einzutreten.

Diskutieren Sie mit
Im nächsten WUFF werden wir gerne eine Stellungnahme des VDH abdrucken. Und SIE diskutieren lassen. Ihre Meinung an WUFF, A-3034 Maria Anzbach, oder als E-mail an poetz@wuff.at (bitte im Betreff: VDH) oder als Fax an A-02772/ 558114. Aber: Bitte nicht anonym. Auf ausdrücklichen Wunsch werden Leserbriefe jedoch bei Abdruck anonymisiert.


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Wo bleibt der VDH?

Der VDH gibt nach meiner Meinung in dieser Angelegenheit ein sehr trauriges Bild ab. Sein einziges Bestreben liegt in Konsensgesprächen mit den einzelnen Ministerien der Länder. Zeitweise hatte ich ja die Hoffnung, der VDH würde langsam mal Flagge zeigen, aber seine groß angekündigte Kampagne „Wir brauchen Hunde“ mutiert langsam zu einer Lachnummer. Man will in Dortmund Aufkleber verteilen. Alle öffentlichen Aktionen gegen die HVOs werden von Interessensgemeinschaften und Privatpersonen initiiert, der VDH erzeugt keinerlei Druck auf die Politiker. Ich glaube, es wird der VDH dann wieder großmäulig auf den Plan treten, wenn in einem der Bundesländer eine Verordnung kippt.
Herbert Hartmann, E-mail aus Deutschland



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VDH: Zweitschlimmstes Drama

Es ist das zweitschlimmste Drama in diesem Narrenstück der Hundeverordnungen: Der VDH hat sich ja wirklich nur für „seine“ Aktion engagiert und auch dort ohne nötige Emotion. Hier wird erst dann Schwung entstehen, wenn alle Personen-Mitglieder der anhängenden Vereine (jedweder Rasse) Druck, wirklich massiven, unmissverständlichen (habt Ihr verstanden?) Druck machen.
Sepp Riedlinger, E-mail aus Deutschland



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VDH: Warum so zurückhaltend?

Als Rechtsanwältin engagiere ich mich in der Sache sehr intensiv. Die Motivation für die auffallende Zurückhaltung des VDH kann nur vermutet werden – wobei das Gleiche für den Deutschen Tierschutzbund gilt …
RA Dr. Elisabeth B., E-mail



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Umsatzsteigerung wichtiger?

Der VDH und auch andere Vereine sind nur bedacht, durch Prüfungen und dergleichen aus der Not der Hundehalter ihren Umsatz zu steigern. Alle Verfahren sind von Privatleuten! Die Vereine sind nur am Sammeln von Geldern, aber nix ist zu hören von Klagen gegen die LHV´s. Ich selbst habe 11 Amis in meinem Haus ohne Zwinger. 4 Rüden und 7 Hündinnen und das ohne Raufereien. Wir könnten unser Leben ohne unsere Hunde nicht mehr vorstellen.
A.Schramm, e-mail aus Deutschland



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Fehlendes Engagement

Der VDH zeichnet sich seit Beginn der Hetze, ja schon seit 10 Jahren in der Intensität seines Engagements negativ aus. Vermutlich, weil die überwältigende Masse der durch ihn verbandeten Hunde von den Rasselisten eben nicht betroffen sind. Ein Schelm, der meint, deshalb habe er auch in der Vergangenheit per Lobby die Untätigkeit der Politik beeinflusst. Vermutlich weiss er auch, dass die SchH-Ausbildung vielfach unzulänglich, unzureichend und z.T. unverantwortlich ist.
Wenn die Protest-Aktivitäten der Tierschützer, Rechts-Schützer und schliesslich der versammelte Fach-Verstand endlich die Rasselisten zu Fall bringen, wenn es dann nur noch um die Gefährlichkeit durch Zucht und Training geht, dann wird sich zeigen: Der VDH hat nichts mehr, wofür er kämpfen könnte, nichts mehr, wozu er mobilisieren kann, nichts mehr, womit er sich beweisen kann – dann zeigt sich, er hat sich einfach dumm und unklug verhalten.
H. R., E-mail aus Deutschland



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LETZTE MELDUNG:
„Bitte nicht schießen! Mein Hund, mein Hund“

Hier die Schilderung eines schrecklichen Vorfalls am 11. September in Hamburg. WUFF konnte noch nicht nachrecherchieren, wie wir dies bei Baxter gemacht haben, aber die Aussage klingt plausibel und wir wollen mithelfen, eventuelle Zeugen zu finden. Die Aussage von Nicole R. aus Hamburg im O-Ton:

Ich hatte bis zum 11. September einen Mischling zwischen „Presa Canario & Ca de Bou“ namens Mäxchen. Ich hatte meinen Jeep auf einem Parkplatz abgestellt. Mäxchen war mit einem Hundegeschirr, einer doppelten Leine und 2 Karabinerhaken befestigt. Als ich nach ca.10 min.aus dem Supermarkt kam, stand eine Horde aufgebrachter Menschen dort. Ich sah Max zwischen den Autos stehen. Einen Polizisten mit einer Waffe. Ich schrie „nicht schießen, mein Hund, mein Hund“. Mäxchen sah mich, wollte auf mich zulaufen, da fiel der erste Schuss! Ich rannte hin, sah wie er seinen Kopf hob und mich anwedelte, ein Polizist zog mich zurück und sagte: „der ist schon tot.“ Dann hielt er noch 3 mal drauf und schoss!!! Ich sah, dass der Reißverschluss von meinem Jeep bis zur Hälfte oben war und das Geschirr raus hing! Es ist kein Mensch oder Tier zu Schaden gekommen!!! Was muss noch passieren, dass dieser Wahnsinn endlich aufhört!?! Mein BABY bekomme ich nicht zurück, aber ich werde dafür kämpfen, dass diese Leute zur Rechenschaft gezogen werden!!! Nur weil dieser Staat versagt hat müssen, UNSCHULDIGE TIERE leiden!!!!
Nicole. R aus HH

WUFF ist der gleichen Meinung. Dieser Vorfall gehört untersucht. Frau R. hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet, braucht aber noch Ihre Unterstützung. Wenn Sie Zeuge des Geschehens in Hamburg waren, bitte melden Sie sich dringend bei uns, wir leiten Ihre Zuschrift weiter.