Sie erinnern sich an „Reineckes Kinder im Tierheim“ (WUFF 6/2002). Damals dachten wir noch, das Geschäft mit dem Verkauf von Fuchsbabies sei ein trauriger Einzelfall. Doch mittlerweile scheint es, als hätten wir mit unseren Recherchen geradewegs in ein Wespennest gestochen. Immer mehr Fälle art- und gesetzeswidriger Haltung von Wildtieren geraten ans Tageslicht, nicht zuletzt durch Hinweise aufmerksamer WUFF-Leser. Für Blaufüchsin Melly kam unsere Hilfe gerade noch zur rechten Zeit.
Als eine junge Frau im Tierschutzheim Krems anrief und erzählte, was sie in einem kleinen Ort namens Dankholz gesehen hatte, waren wir erst sprachlos. Ein Blaufuchs in einer Kiste neben einem Feld eingesperrt? Das ist schon eher ungewöhnlich, aber nicht unmöglich, wie ich am nächsten Tag beim Lokalaugenschein feststellen musste. Als ich mich der kleinen Kiste näherte, hörte ich leises Winseln, und plötzlich schauten mich zwei braune Tieraugen hilfesuchend und klagend an. Die Ohren zur Seite gelegt, devote Rutenhaltung, beschwichtigende Gestik. Die Füchsin hatte ja gar keine andere Wahl. Einzige Rückzugsmöglichkeit in ihrem Drahtverschlag von weniger als 3 m2 war die enge Holzkiste, ihr Leben ein einziges Dahinvegetieren. Nach einem Beweisfoto sofort Meldung der tierquälerischen Haltung beim zuständigen Amtsveterinär der Bezirkshauptmannschaft Zwettl, Dr. Schweiger. Seinem Einschreiten verdankt die Füchsin, dass wir sie ein halbes Jahr später aus ihrem Gefängnis befreien durften (Tierschutzverfahren dauern in Österreich leider elendslang)! Dr. Schweiger hatte die Fuchshalter dazu überredet, uns das Tier freiwillig zu überlassen, sonst hätte es noch länger gedauert. Melly fasste vom ersten Tag an Vertrauen zu uns. Ihr Notquartier in unserem Tierheim war gegen ihre vorherige Behausung ein kleiner Palast, und schon nach mehreren Tagen Training durften wir Mellys Bauch kraulen. In der Zwischenzeit suchten wir fieberhaft nach einer guten Bleibe für Melly, die uns von Tag zu Tag mehr ans Herz wuchs. Ein Wildtiergehege kam nicht in Frage, weil die Füchsin zu sehr auf Menschen geprägt ist. Behalten konnten wir sie auch nicht, weil wir in unserem Tierheim keinen Zoo etablieren wollen. Als Retter in der Not sprang Michael Aufhauser ein (s. WUFF 7+8/2002). Auf seinem traumhaft schönen Gut Aiderbichl, einer modernen Arche Noah mit „Eventqualitäten“, fand die süße Melly ein neues Zuhause. Dort soll sie symbolisch um Verständnis für ihre pelzigen Artgenossen werben die noch immer wegen ihres schönen Fells unter grausamsten Bedingungen gezüchtet und getötet werden. Als sanfte Botschafterin ihrer Spezies mit den ausdruckvollsten braunen Augen, die noch viel mehr sagen als „Pelz ist Schmerz“. Wir sind sicher, sie wird ihre Sache gut machen als neues Mitglied im diplomatischen Corps des Michael Aufhauser!
>>> WUFF – HINTERGRUND
Fuchszüchterin ausgeforscht
Durch einen Hinweis einer WUFF-Leserin konnten wir jene Dame ausforschen, die Melly an ihren Besitzer verkauft hatte. Sie züchtet angeblich in Gars/Kamp (NÖ) Silberfüchse und verkauft sie um einen Stückpreis von 200-300 Euro. Der Tierschutzverein Krems hat bereits bei der zuständigen Amtsveterinärin der Bezirkshauptmannschaft Horn Anzeige erstattet. In ihren Händen liegt es jetzt, die Missstände abzustellen und eine weitere Ausbreitung des Fuchselends zu verhindern.