Bärli ist ein Irish Wolfhound. Irische Wolfshunde sind die größten Hunde der Welt. Mit einer Schulterhöhe von über 80 cm und einem Gewicht von 59 kg ist er schon eine imposante Erscheinung. Am 5. Oktober irrte dieser Hund herrenlos in Scheibbs umher. Nachdem ich von mehreren tierliebenden Scheibbsern darüber bereits informiert wurde, „stellte" sich der Hund selbst und saß vor meiner Ordinationstüre. Er hatte keine Hundemarke, natürlich auch keine elektronische Markierung, anhand derer man innerhalb von 5 Minuten den Besitzer ausfindig machen könnte. Aber er hatte Hunger und Durst.
Über Leserbrief in WUFF gefunden
Anhand der Tätowiernummer begann ich über den Zuchtwart des österr. Clubs für Windhundezucht und den Züchter mit meiner Recherche, wem dieses Tier wohl gehören könnte. Allmählich, nach unzähligen Telefonaten, kam die traurige Geschichte dieses Hundes zutage. Kurz zusammengefasst: Der 2-jährige Rüde wurde im Juni dieses Jahres von seinem ersten Besitzer in der Nähe von Oberwart/Burgenland an eine junge Frau in Gaflenz verschenkt, von der er nur den Namen wusste, und dass sie in der Hundezeitschrift „Wuff" ein Inserat geschaltet habe, dass sie ein Fan von Irischen Wolfshunden sei. Somit wusste ich, wo ich den zweiten Besitzer suchen müsse, und begann, das Hundemagazin WUFF nach diesem Inserat durchzuackern. Es fand sich dann auch. Tatsächlich war es kein Inserat, sondern ein Leserbrief auf der „Kids-Seite", in dem sich eine junge Frau als Tierfreundin darstellte und gerne einmal 2 Hunde dieser Rasse kaufen wollte. Damit hatte ich auch die Adresse.
Im Baumarkt weiter vermittelt
Was ich dort erfuhr: Das Glück bei der neuen Besitzerin war für den Irish Wolfhound nur von kurzer Dauer. Bereits nach wenigen Wochen wurde nach einem neuen Platz gesucht, da sich der Hund nicht mit dem Schäfer-Husky-Mischling der Familie vertragen wollte und daher sein Dasein angeblich in der Garage fristen musste. Mittlerweile ist diese Familie mit einem Chihuahua glücklicher!
Nachdem die Züchterin den Hund nicht zurücknehmen wollte, wurde er weiter verschenkt. Es wurde ein Zettel in einem Baumarkt angeschlagen, auf den sich ein junges Paar meldete. Von diesen neuen Besitzern wusste man nur einen Vornamen, sowie den Wohnort Ardagger. Ich kontaktierte den dortigen Gendarmerieposten und ersuchte um Mithilfe. So ein Hund musste doch in einem kleinen Ort aufgefallen sein!
Hund ausgesetzt
Tatsächlich, nach wenigen Stunden war der „Besitzer" auch ausgeforscht. Natürlich ist es schwer bis fast unmöglich, ein solch großes Tier in einer Wohnung zu halten. Und natürlich wird die Situation noch schwieriger, wenn ein Baby kommt. Aber weder die Größe des Hundes noch die bevorstehende Geburt des Babys waren unvorhersehbare Überraschungen gewesen! Als Lösung des Problems beschloss dieser letzte Besitzer, mit dem Hund loszufahren und ihn in Scheibbs aus dem Auto zu stoßen! Nach anfangs etwas widersprüchlichen Aussagen, hat er diese Tatsache am Gendarmerieposten Ardagger gestanden.
„Bärli" heißt, wie sich herausstellte, eigentlich „Duffy". Dass er auf seinen neuen, ihm von meiner 3-jährigen Tochter gegebenen Namen besser hört als auf den alten, wirkt wie ein Wunsch, mit seinem alten Leben abzuschließen. Er ist ein ausgesprochen liebenswerter Genosse, verträgt sich mit meinem Hund und meiner Katze hervorragend, ist absolut kinderfreundlich, und verschläft ruhig den halben Tag. Beim Spazierengehen allerdings merkt man, dass ihm noch viel Erziehung fehlt. „Fuß-gehen" scheint er wohl noch nie richtig gelernt zu haben.
Tierhaltung heißt Verantwortung
Die Aufklärung dieses Falles war nicht einfach. Ich habe mir aber zur Aufgabe gemacht, diese Sache zu Ende zu bringen. Einerseits, indem ich diesem Hund einen guten Platz vermittle. Er hat es verdient. Eine weitere Enttäuschung nach diesen 4 Monaten kann auch aus dem größten „Kalb" ein neurotisches Tier machen. Andererseits, indem ich mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit gehe. Tierhaltung ist Verantwortungssache. Und das Groteske: Der Tag der Aussetzung von Bärli war der Welttierschutztag!