Im Dezember 1996 wurden die Gedenkstätten an Martin Luther in Eisleben und Wittenberg (Sachsen-Anhalt) von der UNESCO als „Kulturerbe der Menschheit“ anerkannt, da sie „einen bedeutsamen Abschnitt in der menschlichen Geschichte repräsentieren und als authentische Schauplätze der Reformation von außergewöhnlicher universeller Bedeutung sind.“ Doch sollten eine große Vergangenheit und ihre internationale Anerkennung nicht den Blick für das Naheliegende trüben! Nur zwei Monate, nachdem WUFF-Redakteurin Iris Strassmann über die erst durch das WUFF-Netzwerk Tierschutz initiierte Rettung von drei Hunden aus schrecklicher tierquälerischer Haltung in Eisleben berichtet und die Untätigkeit der zuständigen Behörden scharf kritisiert hat (WUFF 10/03), wird Anfang Dezember des Vorjahres ein neuerlicher Notfall in Eisleben bekannt.
Mangelndes Interesse
Herr Z. und seine Lebensgefährtin wissen nicht mehr, wie sie ihre 10 Hunde ernähren sollen. Schon vor Monaten wandten sie sich mit ihren Problemen an das örtliche Tierheim. Das half zwar zunächst mit einer Futterspende, doch das war´s dann auch. Keiner interessierte sich für die Situation vor Ort, obwohl der Hilferuf, dass zehn (!) Hunde vor dem Verhungern stünden, sofort Tierheimleitung und Amtstierarzt hätte alarmieren müssen. Erst als der Notruf besorgter Nachbarn ein Mitglied des WUFF-Netzwerks Tierschutz erreicht, läuft die Hilfe sofort an – durch das bereits eingespielte überregionale Team vom Tierschutzverein Südharz e.V. (siehe Berichte in WUFF 10/03, 11/03 und 12/03).
Der sogleich um Zusammenarbeit gebetene Leiter des Tierheims Eisleben, Herr S., verweigert allerdings diese nicht nur, sondern versucht sogar den Hilfseinsatz zu torpedieren, indem er durch einen Mitarbeiter den Hundehalter, Herrn Z., auffordern lässt, „die Leute“ nicht reinzulassen. Herr Z. jedoch ist dankbar für die Hilfe der Südharzer, gewährt ihnen bereitwillig Zutritt und gibt auch die Erlaubnis zum Fotografieren. Den Tierschützern, die in Begleitung eines Fotografen vor Ort eintreffen, verschlägt es die Sprache: In einem total verkoteten Hundezwinger – ohne Schutz vor der eisigen Kälte – befindet sich eine ausgemergelte Mutterhündin mit 5 kleinen, total verdreckten Welpen in erbärmlichem Zustand, die sich sofort gierig auf das ihnen angebotene Wasser und Futter stürzen. Außerdem laufen auf dem Hof zwischen Gerümpel noch eine weitere Hündin mit 2 Welpen und ein Rüde herum, alle in schlechtem Zustand. Dass die Tiere hier nicht länger gehalten werden können und dürfen, ist für alle sofort klar. Da eine solche Vorgehensweise aber die Anwesenheit eines Amtstierarztes erfordert, denn nur ein solcher darf Tiere ihrem Besitzer entziehen, informieren die Tierschützer den zuständigen Veterinär. Dieser sieht zunächst keinen akuten Handlungsbedarf (es ist Sonnabend nachmittags), rechnet aber vermutlich nicht mit der Hartnäckigkeit der Tierschützer. Denn die bleiben trotz eisiger Kälte vor Ort, bis er nach über 4 Stunden dann doch erscheint – und dann auch tatsächlich akuten Handlungsbedarf erkennt: Er beschlagnahmt eine Hündin und 5 Welpen und lässt sie durch den herbeigerufenen Herrn H. in dessen Tierheim im rund 35 km entfernten Sangerhausen abtransportieren.
Silberstreif am Tierschutzhorizont?
Warum die Eislebener Hunde nicht in das örtliche Tierheim gebracht wurden, war bis heute noch nicht zu klären (siehe Kasten). Jedenfalls können sich die Hunde nun im Tierheim Sangerhausen erholen und auf eine Vermittlung in gute Hände warten. Bei Redaktionsschluß hatten bereits 3 Welpen ein neues Zuhause gefunden. Außerdem bemüht sich der Amtstierarzt inzwischen um bessere Haltungsbedingungen für die bei Herrn Z. verbliebenen Hunde.
>>> WUFF – INFORMATION
Ordnungsamt der Lutherstadt Eisleben verärgert über ortsfremde Hilfe – doch eigene Tierschutzvereine zerstritten!
Seit dem Bericht über die Rettung von 3 Hunden aus tierquälerischer Haltung in Eisleben erreichten aus der Lutherstadt immer wieder ähnliche Hilferufe Eislebener Bürger die Mitglieder des bundesweiten WUFF-Netzwerks Tierschutz, die dem 75 km entfernten Tierschutzverein Südharz e.V. angehören. Dem Ordnungsamt der Stadt Eisleben gefällt allerdings die „Einmischung“ ortsfremder Tierschützer ganz und gar nicht, finanziert die Stadt selber doch zu 51% das Eislebener Tierheim und gibt es darüber hinaus noch zwei weitere örtliche Tierschutzvereine. Die sind allerdings dem Vernehmen nach untereinander völlig zerstritten. Eine solche Situation steht einer sinnvollen Tierschutzarbeit natürlich entgegen. Daher sollten Menschen, die sich im Tierschutz engagieren, neben den wichtigen Eigenschaften wie Fachwissen, Zähigkeit und Zivilcourage auch über den Willen und die Fähigkeit zu einer Zusammenarbeit im Interesse der Tiere verfügen. Wie wichtig gerade auch diese ist, beweist die effiziente Hilfe der Menschen, die sich im WUFF-Netzwerk Tierschutz bundesweit engagieren.
– Kontakt WUFF-Netzwerk Tierschutz: Iris Strassmann, Nerongsallee 48. D 24939 Flensburg, Tel./Fax: 0461/51386
– E-Mail: tierschutz@wuff.de