In Niederösterreich beheimatet, im Alter von rund dreißig Jahren wegen einer Verletzung vom Polizeidienst ausgeschieden und frühpensioniert, widmet sich Züchter P. der Vermehrung von Fila Brasileiros und Mastini. Mit seiner charmant wirkenden Art verkaufen sich die Hunde ganz gut. Wenn auch gelegentlich nur um ein paar hundert Schilling an einen unerfahrenen Hundehalter in der Großstadt … Der bekannte Tierpsychologe Univ.-Prof. Dr. Bubna-Littitz weiß ein Lied von den Filas aus der Zucht von Herrn P. zu singen. Da Welpenkäufer des Züchters P. uns berichten, dass er ihnen stets mit Klage – und anderen Mitteln – drohte, haben wir in diesem Bericht die Namen der Betroffenen auf deren Wunsch abgekürzt. Dennoch – eidestattliche Erklärungen und verschiedene Dokumente liegen WUFF vor.
Fall eins
Sie liebt Hunde über alles, doch besonders schlägt ihr Herz für Mastini. So entschloss sich Irene H. aus Niederösterreich Anfang 2001 zum Kauf eines Mastinowelpen von Züchter P. Zum stolzen Preis von öS 20.000,- erwartete sie sich einen gesunden und lebendigen Welpen. Als sie den kleinen „Armaniac" abholte, teilte ihr der Züchter P. noch mit, dass der Welpe einen Nickhautvorfall gehabt hätte und dieser bereits operativ behoben sei. Nach wenigen Tagen verschlechterte sich der Zustand des operierten Auges allerdings dermassen, dass Irene H. den damals operierenden Arzt aufsuchte. Dieser meinte nur: „Hat Ihnen Herr P. nicht gesagt, wie es um den Welpen steht?"
Nach einer Notoperation erfuhr Irene H., dass der Welpe unter einem sogenannten Roll-Lid leidet. Irene H. behauptet, dass dem Züchter dies bekannt gewesen sein muss und er diesen Umstand daher bewusst verschwiegen habe. Armaniac musste bis heute vier Mal am Auge operiert werden; ein Ende ist noch nicht absehbar. Verschiedene Tierärzte äußerten gegenüber der enttäuschten Welpenkäuferin, dass diese Krankheit vererblich sei und dass ihr Hund vermutlich nicht der Letzte mit einem solchen Schicksal sein würde.
Vom ÖKV zur ÖHU
Da der Züchter P. beim Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) nicht mehr gern gesehen war, wechselte er mit seiner Zucht zur Österreichischen Hundeunion (ÖHU). Irene H. raffte sich auf und schrieb am 27.3.2001 einen Brief an den damaligen ÖHU-Präsidenten Walter Winkler, in dem sie die Sache darstellte. Um weiteres Leid zu verhindern, forderte sie eine Zuchtsperre für die Elterntiere des kranken Armaniac. Am 11.4.2001 bekam Irene H. eine Antwort von Winkler, in der er mitteilt, dass die Zuchthunde des Herrn P. für den Bereich der ÖHU gesperrt werden. Dieser Brief liegt WUFF vor. Wenig später verstarb Präsident Winkler. Sein Nachfolger Karl Baronyai pflegt jedoch weiterhin beste Kontakte zum Züchter P. Und so kam es, wie es kommen musste: Züchter P. züchtet mit den kranken Hunden munter weiter. Ganz offiziell – mit Papieren der ÖHU! WUFF hat den neuen ÖHU-Präsidenten Karl Baronyai um eine Stellungnahme gebeten, doch Baronyai schweigt dazu.
Fall zwei
Irina W. kaufte 1995 vom Züchter P. eine junge Fila Brasileiro Hündin, die sich trotz fachkundiger Erziehung zu einer ängstlichen und misstrauischen Hündin entwickelte. Jahre später kaufte Irina W. vom selben Züchter aus Mitleid abermals einen Hund – einen 5 Monate alten, wesensgestörten und abgemagerten Fila Brasileiro Rüden. Mit viel Liebe und Zuneigung wurde aus ihm ein liebenswerter und freundlicher Hund. Zwei Jahre später wurden beide Hunde vergiftet. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur.
Nachdem die Kinder von Irina W. die Hunde so vermissten, ließ sie sich wieder zu einem neuen Fila erweichen. Diesmal sollte es ein Welpe sein. Der Züchter P. hatte wieder einmal gerade einen Wurf. Irina W. zahlte für den kleinen Gorosito öS 4.000,- an und nahm ihn mit nach Hause. Wenige Tage später bekam der Hund laut Auskunft der Besitzerin „Schreianfälle" und Krampfzustände. Der Tierarzt diagnostizierte eine Herzmuskelschwäche und stellte den schwerkranken Hund auf Dauermedikation ein. Der Kommentar vom Züchter P. gegenüber Irina W. spricht für sich: „Bring’ ihn halt zurück, dann schläfern wir ihn ein und Du bekommst um ein paar tausend Schilling einen Neuen". Das aber kam für Irina W. natürlich nicht in Frage. Nachdem Gorosito dann aber nicht einmal mehr fähig war, eine Strecke von 200 Metern zurückzulegen, ohne dass er zusammensackte, entschloss sie sich, ihn im Alter von zweieinhalb Jahren einschläfern zu lassen.
Im Interview mit WUFF sagte Irina W.: „Ich bin enttäuscht und traurig, dass dieser Züchter mit den Eltern von unserem Gorosito nach wie vor weiter züchtet, obwohl er von den vererblichen Krankheiten der Elterntiere Bescheid weiß."
Das wahre Ausmass …
Tatsächlich liegen WUFF noch mehrere weitere ausführlich dokumentierte Fälle vor, wofür hier leider der Platz fehlt. Doch eine uns vorliegende eidestattliche Erklärung von Magdalena T. über folgenden Sachverhalt können wir Ihnen nicht vorenthalten. Im Sommer 1998 trat der Züchter P. an Magdalena T. mit der Bitte heran, ihm ihre Fila-Hündin Amanda zur Verfügung zu stellen. Seine eigene Hündin Bianca habe lt. einer Untersuchung den Befund einer einseitigen mittleren Hüftdysplasie (HD). Züchter P. verabredete sich mit Magdalena T. bei einem Tierarzt.
Magdalena T. erschien mit Ihrer Hündin Amanda, und Züchter P. kam ohne Hündin. Mit sich hatte er aber die Papiere seiner HD-Hündin Bianca. Dem Tierarzt stellte der Züchter P. nun die Hündin Amanda vor, allerdings mit den Papieren von Bianca (!). Und wenig später kam der Züchter mit Amanda und deren Röntgenbildern wieder aus der Ordination, und freute sich: „So, jetzt ist Bianca HD-frei", bedankte sich und fuhr weg.
Kann nicht länger schweigen
Seit diesem unglaublichen Vorfall hat Züchter P. mit der Zuchthündin Bianca drei weitere Würfe mit insgesamt 21 Welpen produziert. Nach letzten Informationen wurde Bianca angeblich im Dezember 2001 neuerlich gedeckt – und zwar von ihrem Halbbruder. Warum aber trat Magdalena T. mit ihrem Wissen erst jetzt an die Öffentlichkeit? Zu WUFF meinte sie: „Mir ist erst heute bewusst geworden, welche Auswirkungen ein falsches HD-Röntgen auf die Nachkommen hat und ich kann das daher mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren, und mit der Beihilfe zu diesem Betrug nicht weiter leben". Alle Befunde und eidesstattliche Erklärungen der betroffenen Personen liegen der WUFF-Redaktion vor.