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Spaziergeher vom Dienst

Wenn Dr. Peter Mitterhofer, besser bekannt als der Kremser Hundeläufer, mit dem Brackenrüden Cäsar mehrmals wöchentlich die Donau entlangtrabt, unterscheidet die beiden nichts von anderen Hundebesitzern und deren Vierbeinern. Nur: Cäsar ist nicht immer an der Seite seines marathonbegeisterten „Herrchens". Denn Cäsar ist so etwas wie ein Leihhund oder Peter Mitterhofer so etwas wie ein Leihherrchen. Je nachdem und von wessen Seite aus man es betrachtet.

Kremser Hundeläufer
Für Tierheimhund Cäsar, aufgrund seines dominanten Wesens schon seit sechs Jahren im Tierschutzheim Krems einquartiert, bedeutet das regelmäßige Lauftraining (meist 10 Kilometer) die notwendige Abwechslung vom Heimalltag. Und ein bisschen Erholung von seinem Kollegen Prinz, einem Deutschen Schäferrüden, mit dem er ein geräumiges Freigehege teilt. Cäsar kennt sein „Leihherrchen" schon seit vielen Jahren, und die beiden sind ein perfekt eingespieltes Team. Natürlich gibt es nach dem Laufen die dazugehörigen Streicheleinheiten für den selbstbewussten Vierbeiner. Sogar offizielle Marathons haben die zwei schon gemeinsam bestritten, was Peter Mitterhofer den „Titel" Kremser Hundeläufer einbrachte. Eigentlich legt Tierheimbewohner Cäsar täglich mehr Kilometer zurück als mancher seiner „Nicht-Tierheimkollegen", die von ihren „richtigen" Frauerln und Herrln zum Gassigehen gerade einmal um den Häuserblock geführt werden. So lässt’s sich auch im Tierschutzheim gut leben! WUFF!

Das Spaziergeh-Trio: Jeden Tag im Tierschutzheim!
Auf ihre täglichen Ausflüge müssen auch Hütehundmischling Burney und Jagdhundmischung Rexi nicht verzichten. Monika Waltersdorfer und Norbert Fahrthofer kommen jeden Tag ins Tierschutzheim Krems, um die beiden „Langzeitgäste" auszuführen. Meist ist auch Monikas Sohn Markus dabei, um mitzuhelfen. Mehr als zwei Stunden investiert das hundebegeisterte Trio täglich, um Hunden im Tierheim den Alltag zu verschönen. Fast immer sind es Vierbeiner, die schon lange auf ein Zuhause hoffen, um die sich Monika, Norbert und Markus in ihrer Freizeit kümmern. Nicht nur Burney und Rexi profitieren von der Tierliebe der drei Hundefreunde. Auf ihren täglichen Ausgang warten auch die Schäferhündin Tara, der grantige Bobtailmischling Blacky, der eigenwillige Cockerspaniel Dino, die semmelbraune Schäfermischlingsdame Ambra, und sogar die beiden Rottweiler Barney und Aron kommen nicht zu kurz.

Problemhund wird zu Schmusehund
Problemhunde sind sie alle für die ehrenamtlichen „Spaziergeher vom Dienst" keineswegs, denn Monika, Norbert und Markus wissen mit den Vierbeinern richtig umzugehen und haben viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Hundeverstand. So ist es also nicht weiter verwunderlich, wenn Hütehund Burney, der als schwierig gilt, bei Markus zum Schmusehund wird und der mißtrauische Rexi Monika und Norbert ebenso heiß liebt wie sein Mitbewohner Aron, der finster dreinschauende Rotti. Nur der grauzottelige Griesgram Blacky läßt trotz aller Zuneigung manchmal seine Zähne durchs Gitter blitzen. Doch nur dann, wenn gerade ein frischgefüllter Futternapf vor ihm im Zwinger steht. Pro forma, sozusagen.

Täglich nach dem Job ins Tierheim
Schäfermischling Pauli ist zwar auch ein Dickkopf, aber nur dann, wenn Leihfrauerl Brigitte Wagner ihn davon überzeugen will, so komische Sachen wie Sitz und Platz zu machen. Ansonsten tut er ihr zuliebe alles. Brigitte kommt jeden Tag nach der Arbeit, um „ihren" Pauli zum Spaziergang abzuholen. Hat sie Urlaub, verbringt Pauli oft den ganzen Tag mit ihr. „Frauchen" besitzt sogar einen eigenen Tierheimschlüssel, wenn es einmal später werden sollte. Brigitte ist aber nicht nur für Pauli ein gern gesehener Gast, auch die Mitarbeiter des Tierheimes freuen sich, wenn sie kommt. Denn ebenso wie Norbert, Monika und Markus hilft sie mit, wo sie kann. Zur Zeit kümmert sie sich neben Pauli auch um Kaninchen Cornelius, der jeden Tag mit Tee gebadet werden muß, und um die Blumen vor dem Tierheim.
Wenn Brigitte vormittags bei der Tierheimarbeit mithilft, muss sie sich allerdings Paulchens Kritik gefallen lassen. Und es ist ja wirklich nur schwer einzusehen, „Frauchen" kommt, und er ist nicht im Mittelpunkt. Viel zu langsam vergehen dann die Stunden, bis er endlich mitdarf. Wer jetzt glaubt, Pauli wäre unglücklich, nach einem schönen Tag mit Brigitte wieder in sein Tierheim-Zimmer heimkehren zu müssen, irrt. Brigitte weiß es besser: „Wenn es einmal später wird mit dem Heimbringen, ist es mir schon passiert, dass Pauli auf einmal mit der Leine im Maul dasteht und mich anstupst."

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Das „Spaziergeh-Modell"

Das Tierschutzheim Krems startete das „Spaziergeh-Modell" vor zehn Jahren. Der Versuch verlief äußerst erfolgreich und die Lebensqualität der Tierheimhunde ist eine wesentlich bessere als in Heimen, wo den Tieren keine Bewegungsmöglichkeiten geboten werden. Die Hunde im Tierschutzheim Krems leiden kaum unter Stereotypien und Reizarmut. Im Gegenteil lernen sie ständig neue Menschen und Umwelteindrücke kennen und besser mit ihnen umzugehen. Ängste und negative Erfahrungen der Vergangenheit können leichter verarbeitet, Vertrauen kann wieder aufgebaut werden. Ein großes Dankeschön deshalb an unsere vielen ehrenamtlichen Spaziergeher, die für die Resozialisierung unserer Hunde viel tun und auch immer wieder im Tierschutzheim mithelfen, wenn Not am Mann ist.

Nähere Auskünfte erhalten Sie im Tierschutzheim Krems unter der Tel.Nr. 02732-84 720.

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Zwei, die zusammengehören: Herbert Chudik und sein Aras

Pünktlich um neun Uhr früh kommt Herbert Chudik ins Tierschutzheim,um seinen vierbeinigen Freund Aras abzuholen. Jeden Tag, bei jedem Wetter und das seit fünf Jahren. Bis elf Uhr sind die beiden meist unterwegs. Nur noch selten dauern die Spaziergänge länger als eine Stunde, denn Schäfermischlingsrüde Aras ist mit seinen vierzehn Jahren nicht mehr der jüngste. Manchmal sitzen „Herrchen" und Hund auch einfach nur an der Donau oder in der Wiese hinter dem Heim. Kennengelernt haben sich die zwei vor einem halben Jahrzehnt. Damals war Aras neun Jahre alt und schon einige Zeit im Heim. Er hatte Schreckliches hinter sich, einen Vorbesitzer, der ihn schlug und solange quälte, bis aus einem jungen freundlichen ein misstrauischer aggressiver Hund wurde. Tierfreunden verdankt es der Schäfermischling, dass er den Attacken seines Besitzers entkam und im Tierschutzheim aufgenommen wurde. Im Heim lernte er nach und nach, sein Misstrauen abzubauen und wieder zu vertrauen. Aufgrund seines Alters und der Reserviertheit gegenüber Fremden fand Aras trotz seiner Fortschritte kein neues Zuhause.
Doch er fand Herbert Chudik. Der pensionierte Kremser, der selbst keinen Hund hat, war von der Idee eines „Leihhundes" von Anfang an begeistert. Auf langen gemeinsamen Spaziergängen hat sich eine wunderschöne Freundschaft entwickelt. Eine Mensch-Tier-Beziehung, wie sie kaum intensiver und vertrauensvoller sein könnte, auch wenn Aras nach wie vor im Tierschutzheim lebt. Doch es ist nicht Quantität, die im Leben zählt, sondern Qualität, sogar für einen Hund.
Aras’ Leben hat Qualität, denn er weiß, dass da jemand ist, auf den er zählen kann, der ihn gern hat und sich um ihn kümmert. Und er wartet niemals umsonst. Ist „Herrchen" einmal krank oder verreist, springt Frau Chudik als „Reservefrauerl" ein. Dass er Aras wegen seiner beiden Katzen nicht ganz bei sich aufnehmen kann, bedauert Herbert Chudik manchmal. (Aras wurde von seinem Vorbesitzer „katzenscharf" abgerichtet). Ihrer Freundschaft tut das aber keinen Abbruch. Für Herbert Chudik ist Aras „sein" Hund, und er möchte die Zeit mit ihm nicht missen. „Aras hat einen wirklich guten Charakter, und er hat trotz seines Alters noch so viel gelernt. Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit ihm verbringen kann." Wir hoffen, es mögen noch recht viele sein.