Cindy ist sieben Monate alt. Eine süße Chihuahuamischlingshündin, lustig, frech und neugierig. Vom eigenen Besitzer unter dem Vorwand im Tierschutzheim Krems abgegeben, er hätte die Hündin angebunden an einer Parkbank gefunden. Cindy war ihm in Wahrheit nur lästig geworden. Am nächsten Tag kam der vermeintliche Retter erneut ins Tierschutzheim und wollte die kleine Hündin wieder zurückhaben. Sein Kind sei jetzt so traurig … Daß Cindy diesem Menschen nicht mehr anvertraut wurde, versteht sich von selbst.
Trübe Geschäfte
Cindy stammt aus einer Tierhandlung. Dort saß sie mit ihren Wurfgeschwistern in der Auslage, um Kunden anzulocken. Solche wie ihren Vorbesitzer, die sich über Pflichten und Verantwortung eines Hundekaufes keine Gedanken machen und ein Tier ebenso schnell abschieben wie anschaffen. Cindy’s Schicksal ist schon fast ein typisches für Hundebabies aus Zoohandlungen.
Die Beratung in den meisten Tiergeschäften ist auf Verkaufserfolg ausgerichtet, die Zuverlässigkeit des künftigen Tierhalters oft Nebensache. Wen wunderts, wenn ein Teil dieser Hunde bereits nach kurzer Zeit in einem Tierheim landet. Denn kaum ein Tierhändler erklärt sich bereit, einen verkauften und nicht mehr ganz so kleinen Hund dann zurückzunehmen, wenn er plötzlich nicht mehr erwünscht ist. So groß ist die Liebe der Händler zu ihrer „Ware“ nicht, auch wenn’s manche mit dem Mascherlsatz „Tierhändler, ein Tierfreund von Beruf“ gerne von sich behaupten wollen. Und zum Entsorgen unüberlegter Tieranschaffungen gibt es ja ohnedies Tierschutzhäuser.
Tierheim oder Züchter?
Hier liegt eben der entscheidende Unterschied zum Hundeerwerb bei einem seriösen Züchter oder aus einem Tierheim. Ein guter Züchter berät ausführlich, erkundigt sich seinerseits nach den Lebensgewohnheiten und Erwartungen des Interessenten, bietet weiterhin seinen Rat und seine Hilfe an und hält oft ein Hundeleben lang Kontakt zu „seinen“ Welpen. Auch in Tierschutzheimen ist die Beratung der wesentlichste Bestandteil einer Tiervergabe. Jeder potentielle Hundebesitzer wird erst einmal mit gezielten Fragen „durchgecheckt“, ob er wirklich bereit ist, jahrelange Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. In Tierschutzheimen weiß man, daß unüberlegte Käufe schnell bereut sind.
Ein seriöser Züchter gibt seine Welpen niemals zum Verkauf an Zoohandlungen weiter, tschechische, ungarische oder rumänische Tiervermehrer dagegen sehr wohl. In Zoohandlungen finden Interessenten deshalb fast ausschließlich Billigimporte aus den genannten „Versorgungsländern“. Es wird den Interessenten zwar felsenfest versichert, die Tiere stammen von liebevollen Züchtern im Ausland, doch allein die Tatsache, daß die Welpen im Schaufenster angeboten werden, straft solche Aussagen Lügen. Zur fragwürdigen Herkunft der Importhunde kommt noch das hohe Erkrankungsrisiko und viele Billigkäufe entpuppen sich erst beim Tierarzt als teure Investition. Welpen, die an Staupe oder Parvovirose erkranken, sind leider keine Seltenheit.
Wieder Staupe in Österreich
Österreich galt jahrzehntelang praktisch als staupefrei. Seit der Handel und Schmuggel mit Osthunden floriert, treten vermehrt wieder Staupefälle auf. Gefördert wird die Krankheitsanfälligkeit der Importwelpen durch häufige Wechsel der Keimflora in den frühesten Lebenswochen. Die Jungtiere werden der mütterlichen Fürsorge zu einem Zeitpunkt entrissen, wenn das Immunsystem der Kleinen besonders anfällig für Infektionserkrankungen ist.
Tierärzte, Verhaltensexperten und Kynologen wissen um die immense Bedeutung der ersten Wochen im Leben eines Welpen. Der Kleine benötigt den Schutz und die Wärme der Mutter, die Nähe seiner Wurfgeschwister und viel Menschenkontakt, um zu einem gesunden, kräftigen Hund heranzuwachsen. Gesund auch in der Seele, denn die Erfahrungen der ersten Zeit prägen ein Hundeleben lang.
Lockvogel Welpe
Tierhändler, die mit Billigimporten Geschäfte machen, kümmern solche Überlegungen wenig. In manchen Geschäften wurden und werden Welpen bereits im Alter von vier bis fünf Wochen zum Verkauf angeboten. Der einziger Beweggrund dafür ist der hohe Lockeffekt eines so unbeholfenen Jungtieres auf potentielle Kunden. Dazu kommt, daß viele Tierfreunde dazu neigen, einen solchen Winzling aus Mitleid von seinem Los freizukaufen. Wenn man nun hinzurechnet, daß die Welpen im Ausland von den jeweiligen Zuchtstätten abtransportiert und womöglich noch bei einem Zwischenhändler „gesammelt“ werden, kann man davon ausgehen, daß manche Tiere bereits mit drei bis vier Wochen von ihrer Mutter getrennt wurden.
Umfangreiches „Warenangebot“
Angeboten werden vor allem Zwergrassen, Moderassen und kleinwüchsige Mischlinge. Cockerspaniels, Shizus, Malteser, Papillons und – wie könnte es anders sein – Golden Retriever, bevölkern die Auslagen diverser Tierhandlungen. Was einzig zählt, sind Verkaufszahlen. Der Slogan „Zoohändler, ein Tierfreund von Beruf“ klingt aus dem Mund solcher Händler wie blanker Zynismus.
Um das Leid der unzähligen Importhunde aber auch der armen Muttertiere in ausländischen Massenvermehrungsanstalten endlich zu beenden, wird WUFF im Jahr 2001 eine Aufklärungskampagne zum Thema Importhunde starten. Gemeinsam mit Veterinären, Verhaltensexperten und Kynologen des Mensch-Tier-Forums soll eine Initiative für ein Verbot des Verkaufes von Importwelpen in Zoohandlungen gestartet werden.
Wir laden unsere Leser ein, sich aktiv an unserer Initiative zu beteiligen: Schreiben Sie an unsere Redaktion und schicken Sie auch ein Foto Ihres Hundes mit, wenn Sie vielleicht selbst ein erkranktes Tier aus einer Zoohandlung erworben haben oder ein Geschäft kennen, das solche Praktiken betreibt (WUFF, A-3034 Maria Anzbach). Nennen Sie uns aber auch Zoohandlungen, die auf den Verkauf von Billigimporthunden verzichten, um eine Positivliste erstellen zu können.
Aufklärungsarbeit kann jeder schon jetzt leisten, denn vor Weihnachten ist es besonders wichtig, möglichst viele Menschen davon zu überzeugen, daß der Kauf eines Importhundes einzig und allein nur jenen nützt, die vom skrupellosen Hundehandel profitieren!